Leerstand richtig aufbereiten:
Expertenworkshop zum IBA Kandidaten ‚Revolvierender Siedlungsfonds’ in Arnstadt
Immer mehr Häuser im ländlichen Raum stehen leer und sind vom Verfall bedroht, Baulücken prägen das Bild vieler Dorfkerne. Dieser Leerstand resultiert aus der demografischen Schrumpfung und Wanderungsverlusten gegenüber den städtischen Räumen. Neubauvorhaben entstehen meist am Siedlungsrand. Die Gründe dafür liegen unter anderem in unklaren Eigentumsverhältnissen, gescheiterten Investitionsabsichten und unattraktiven Grundrissen in der alten Bausubstanz.
Als einen experimentellen Lösungsansatz schlägt Frank Neumann, Geschäftsführer des Planungsbüros IPU in Erfurt (Ingenieurbüro für Planung und Umwelt), die Entwicklung eines revolvierenden Siedlungsfonds vor. Diese Idee wurde 2014 als IBA Kandidat nominiert. In ländlich geprägten Modellregionen sollen leerstehende Gebäude und Brachen mithilfe des Fonds aufbereitet und erneut vermarktet werden. Ziel dieses Instruments ist es, eine nachhaltige Flächenentwicklung auf regionaler Ebene anzustoßen, leeren Gebäudebestand zu aktivieren und versiegelte Flächen und erschlossene Standorte nachzunutzen. Der revolvierende Siedlungsfonds soll dem anhaltenden Flächenverbrauch in Thüringen entgegenwirken und einen Beitrag dazu leisten, die Dörfer von innen zu entwickeln. Eingesetzte Gelder sollen so weit mobilisierend wirken, dass die Erträge teilweise wieder in den Fonds zurückfließen, um weitere Vorhaben zu finanzieren.
Die IBA Thüringen hat nun am 7. März 2016 gemeinsam mit dem IBA Kandidaten ‚Revolvierender Siedlungsfonds’ zu einem Expertenworkshop im Stadthaus Arnstadt eingeladen. Unter den 17 Teilnehmern waren Herr Novy-Hui, Geschäftsführer der Stiftung trias, die mithilfe des Erbbaurechts eine konkrete Möglichkeit sehen, anders mit Grund und Boden umzugehen, weiterhin Herr Prof. zur Nedden, Geschäftsführer des difu (Deutsches Institut für Urbanistik, Berlin), Herr Scheiblhuber von der DKB oder auch Herr Baumgarten von der Stiftung Landleben in Thüringen. Neben zukunftsweisenden Akteuren der Zivilgesellschaft waren hochrangige Fachleute aus der Immobilienwirtschaft, Politik, dem Bankwesen, der Regionalentwicklung und von Forschungsinstitutionen angereist, die Begrüßung übernahm die Landrätin Frau Enders persönlich.
An Hand einer fiktiven Region wurden in Kleingruppen mithilfe von Moderatoren und vorbereiteten Fragestellungen konkrete Ergebnisse für das zukünftige Instrument diskutiert und erarbeitet, z.B. zu den Fragen: „Wer oder was finanziert den Fonds zu welchen Anteilen und Konditionen?“, „Wo stecken Einnahmequellen?“ Oder auch: „Wie kann man Rendite durch Idealismus und Gemeinwohl ersetzen?“
Moderiert wurde die Veranstaltung von Uwe Ferber von PROJEKTGRUPPE STADT + ENTWICKLUNG, FERBER, GRAUMANN UND PARTNER aus Leipzig.
Die Ergebnisse werden in einer Dokumentation festgehalten, die die Basis für eine Machbarkeitsstudie bilden soll. Parallel wird es erste Gespräche mit Regionen geben, in denen der Fonds exemplarisch ausprobiert werden soll, erste Interessenten haben sich bereits gemeldet.