"Wir wollen die Landschaft interessanter machen!" -
Interview mit Knut Wold
Am 9. September kam der norwegische Künstler und Kunstberater Knut Wold nach Weimar, um im IBA Salon ‚Landschaft erleben’ Anregungen für Thüringen zu geben: Wie kann Landschaft durch Architektur und Kunst entlang von Routen aufgewertet werden?
Knut Wold arbeitet seit 1995 für die Norwegischen Landschaftsrouten, die Architektur, Kunst und Landschaft auf beispielhafte Weise erfahrbar machen. Zunächst als Kunstberater und Mitglied des Architekturrats der Landschaftsrouten tätig, sitzt er heute auch im Leitungsgremium, das über die strategischen Entwicklungen entscheidet. Als Steinbildhauer fertigt er zudem Skulpturen entlang der Strecken an.
Herr Wold, in Norwegen gibt es derzeit 18 Landschaftsrouten. Alle sind ein sehr ästhetisches Zusammenspiel von Landschaft und Architektur. Wie haben Sie diese Routen gefunden, beziehungsweise ausgewählt?
Die Auswahl war natürlich in mancher Hinsicht schwierig. Ganz am Anfang, im Jahr 1994, haben wir vier bereits touristisch erschlossene Strecken zur Gestaltung ausgewählt. Und dann haben wir drei, vier Experiment-Strecken gewählt. Etwa im Jahr 2000 konnten die einzelnen Städte und Länder in Norwegen Vorschläge zu Routen machen. Es kamen mehrere hundert Vorschläge zusammen, die wir dann innerhalb von zwei Jahren abgefahren sind. Die meisten der 18 Routen liegen an der Küste, wo auch die Fjorde, Gletscher und Wasserfälle sind, also das, was die Touristen nach Norwegen führt. Manche waren aber auch neue, unbekannte Orte, die wir gefunden haben.
Wie kam die Zusammenarbeit mit dem Architekten Peter Zumthor zustande? Er ist bisher der einzige beteiligte Architekt, der nicht aus Norwegen stammt.
Die Möglichkeit ergab sich um das Jahr 2000 herum. Wir waren der Ansicht, dass wir bei einer touristischen Strecke, die auch viele Ausländer besuchen, auch ausländische Architekten und Landschaftsarchitekten einladen sollten. Nach längerer Suche bin ich auf Peter Zumthor gestoßen, Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir in Zukunft weitere ausländische Persönlichkeiten beschäftigen, aber uns interessieren vor allem junge norwegische Architekten und Landschaftsarchitekten.
Sie haben in einem Beispiel (Juvet Landskapshotell) Hotelgebäude in ein Naturschutzgebiet gebaut. Gab es nicht heftigen Widerstand?
Wir wollen die Landschaft nicht stören, sondern interessanter machen. Für dieses Landschaftshotel haben wir ausführliche Machbarkeitsstudien, viele Modelle und Visualisierungen erstellt. Als es darum ging, das Projekt den Behörden zu präsentieren, die für die Landschaftspflege zuständig sind, waren wir nicht sehr optimistisch - zumal die Zusammenarbeit vorher schon schwierig war. Aber sie reagierten überraschend positiv. Wir hatten Vorschläge, wie wir in diesem Gebiet möglichst schonend bauen können. Zum Beispiel nur im Winter bei Schnee, damit die Maschinen den Boden nicht zerstören. Das war für die Behörden interessant. Denn einige Gemeinden wollten aus wirtschaftlichen Gründen dort riesige Hüttengebiete entwickeln. Unsere Vorschläge stellten gute Beispiele dar, die sie in den Verhandlungen mit den Gemeinden vorbringen konnten. Es ist aber trotzdem nicht einfach, so etwas zu realisieren.
Die Thüringer Kulturlandschaft ist wesentlich kleinteiliger und lieblicher, als die norwegische. Inwiefern lässt sich das Vorbild der Norwegischen Landschaftsrouten auf Thüringen übertragen?
Sicher, die Landschaft ist hier natürlich anders. Aber jede Landschaft ist interessant und hängt vom Betrachter und dessen Blick ab. Was sich übertragen lässt, ist die Arbeitsmethode. Dabei geht es zum Beispiel darum, wie wir die Projekte aussuchen und bewerten, wie wir mit einem Architekturrat zusammenarbeiten, der die ausführenden Architekten und Landschaftsarchitekten gut betreut, und dass es hier einen ständigen Austausch über Ideen und Vorschläge gibt.
Wann ist ein Projekt für Sie nachhaltig und erfolgreich?
In Norwegen ist der Tourismus nach der Ölproduktion und der Lachszucht die wichtigste Einnahmequelle. Mit dem niedrigen Ölpreis steigt sogar seine Bedeutung. Daher sind für den Erfolg einer Route die Anzahl der Besucher und deren Verweildauer wichtige Aspekte. Aus politischer Sicht ist der Tourismus auch der Ausgangspunkt für die Landschaftsrouten. Aber natürlich müssen die Architektur und Landschaftsarchitektur auch auf ein Niveau kommen, dass die internationalen Zeitschriften darüber berichten. Denn auch die Resonanz in den Medien ist ein Zeichen, dass unsere Projekte gelungen sind. Und vor allem, dass die Menschen zufrieden sind mit ihnen und unseren Eingriffen.
Vielen Dank für das Gespräch!