Von 'Apolda, Apolda.' bis zum 'Wallgucker für Erfurt': Erste IBA Kandidaten in Jena nominiert
Die mit Spannung erwartete Bekanntgabe der ersten IBA Kandidaten fand am 30. September im Volksbad Jena statt. Fast 500 Besucherinnen und Besucherwaren der Einladung gefolgt. „Die IBA Formel der Stunde lautet 16 + 3“, fasste IBA Geschäftsführerin Marta Doehler-Behzadi das Ergebnis zusammen. Vom 'StadtLand Dornburg: Dornröschen erwache' über 'Regionale und regenerative Stoffstromkreisläufe durch Abwassernutzung' oder einen 'Themenpark Energie und Landschaft' in Gotha bis hin zur 'Aufstiegshilfe für den Petersberg' reicht das Spektrum der 16 Kandidaten. Die Zahl 3 in der Formel steht für drei 'Erwartungsräume', die ebenfalls vorgestellt wurden.
Bevor sie zusammen mit Prof. Andreas Wolf als Mitglied des IBA Fachbeirates die Kandidaten im Einzelnen präsentierte, würdigte Marta Doehler-Behzadi nochmals das große Engagement und die rege Beteiligung am ersten IBA Projektaufruf 'Zukunft StadtLand!'. „Es war für uns überaus aufschlussreich, diese Antwort aus Thüringen zu erhalten. Die Ideen zeigen ein Panorama von Thüringen. Für uns ist dies ein Fundus, aus dem wir schöpfen werden.“
Kommunen, Vereine, Unternehmen, private Initiativen und Hochschulen hatten ihre Ansätze für 'lebenswerte Quartiere' und 'zukunftsfähige Dörfer', für 'produktive und erlebbare Landschaften' formuliert. Die 248 eingereichten Ideen sind über den gesamten Freistaat gestreut. In seinem Grußwort formulierte Prof. Olaf Langlotz vom Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr: „Die Einreichungen bewegten sich nicht nur entlang der Städtekette der A 4, sondern waren breit über das Land verteilt. Ein Zeichen dafür, dass die IBA im Land angekommen ist.“ Mit Blick auf die Nominierung der Kandidaten sagte Prof. Langlotz: „Damit bekommt die IBA Kontur und Gestalt.“
Treuhänderischer Blick von außen
Vor der Nominierung stand ein äußerst sorgsamer Auswahlprozess anhand der IBA Kriterien. Bei der Entscheidung, welche Projekte künftig den Status 'IBA Kandidat' tragen sollen, folgte die IBA den Empfehlungen ihres Fachbeirates, der zuletzt am 27. September tagte. „Wir haben einen treuhänderischen Blick von außen auf Thüringen geworfen“, sagte Fachbeiratsvertreter Prof. Wolf von der HTWK Leipzig.
Nicht weniger war zu bewerkstelligen, als sich jedem Vorhaben, jeder Projektskizze sorgsam und im Detail zu widmen. Rund 40 Prozent der eingereichten Ideen beschäftigten sich mit den lebendigen Quartieren, 28 Prozent mit den lebenswerten Dörfern und 18 Prozent hatten die erlebbaren bzw. produktiven Landschaften zum Thema.
16 für Thüringen: 'Zukunft StadtLand!' par excellence
Insgesamt 16 Vorhaben und Ansätze tragen ab sofort den Status 'IBA Kandidat', darunter die von der Stadt Dornburg-Camburg eingereichte Idee 'StadtLand Dornburg: Dornröschen erwache'. Dies sei 'StadtLand par excellence', formulierte Marta Doehler-Behzadi angesichts typischer Herausforderungen wie Leerstand oder einer unzureichenden Nahversorgung. Demgegenüber stünden die Reize der Saalelandschaft sowie der drei Schlösser. In und um Dornburg möchte man den Tourismus etwa mit einem Bürgerhotel als Netzwerk aus privaten Gästezimmern voranbringen. Eine ganze Stadt soll zum Hotel werden.
Ganz anderer Art ist der IBA Kandidat des Abwasserzweckverbandes Nordkreis Weimar: Im Abwasser enthaltene Ressourcen sollen durch regenerative Energieerzeugung und Düngemittel-produktion genutzt werden. „Bei der Gestaltung der technischen Anlagen können Abwasser und Ästhetik zusammen gedacht werden: Technische Kultivierung in Form von Gestaltung“, formulierte Prof. Wolf die Potentiale dieser Projektidee.
Dies sind nur zwei der nominierten Projekte und Initiativen. Alle 16 ausgewählten Vorhaben verbindet, dass sie sich mit den Leitthemen der IBA Thüringen auseinandersetzen. Inhaltlich decken sie ein breites Spektrum ab, darunter die Bereiche Energie, Wohnen, Landwirtschaft, Bildung und Tourismus.
Drei Projekträume vorgestellt
Zudem hat die IBA Thüringen drei 'Erwartungsräume' definiert: die 'Region Mittleres Thüringen', in dem sich vielfältige Projektideen versammeln – von Fragen der Gesundheit wie im Fall der Waldklinik Eisenberg bis zu Tourismusentwicklungen entlang von Saale und Ilm, den 'Kooperationsraum Stadt', in dem die IBA auf das Netzwerk PRINZIBA für Interkommunale Zusammenarbeit zugehen wird, sowie den 'Gestaltungsraum Erlebbare Landschaft'. In diesen Bereichen begegnen sich vielfältige Projektideen, die noch weiterer Präzisierung bedürfen. „Es sind Themenfelder und Projekträume, wo wir uns bewegen und noch weitere Arbeit investieren werden“, formulierte die IBA Geschäftsführerin.
Marta Doehler-Behzadi gab abschließend einen Ausblick auf den weiteren Arbeitsprozess, der vor dem IBA Team und den Kandidaten liegt: „Nun geht es für die 16 Kandidaten und drei Erwartungs-räume in eine gemeinsame Qualifizierungsphase. Ich freue mich sehr auf diesen Dialog.“
Auf einem Rundgang durch die Ausstellung hatten die zahlreichen Besucher im Anschluss an dieses Forum II Gelegenheit, einen Überblick über die Ideenfülle im Land zu erhalten. Zu sehen waren sämtliche Plakate – auch diejenigen Ideen, die nicht den Titel 'IBA Kandidat' erhielten.
Zum Video zur Nominierung der IBA Kandidaten
Zur Entscheidung 16+3