Apolda, Eiermannbau
Leere Architekturikone wird Open Factory
Die zwischen Jena und Weimar gelegene Kleinstadt Apolda war über Jahrzehnte ein wichtiger Industriestandort. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts lebte die Bevölkerung von der Textilproduktion, zuerst von Strümpfen, später von Strick- und Wirkwaren. Nur einige der ehemals 6.000 Arbeitsplätze, die es allein in der Textilindustrie gab, sind nach der Wende erhalten geblieben. So stehen heute viele der großflächigen Produktionsorte der Stadt leer – einer davon war der Egon-Eiermannbau-Bau. Das Industriedenkmal entwickelt die IBA Thüringen seit 2018 zur Open Factory.
Der Eiermannbau ist das einzige Gebäude des Architekten Egon Eiermann in Thüringen. Ursprünglich gebaut als Weberei, wurden seit den Dreißigerjahren bis 1994 Feuerlöschgeräte am Standort produziert. Eiermann hat den Industriebau des Apoldaer Architekten Hermann Schneider 1938 bis 1939 erweitert, sensibel und aufmerksam die vorhandene Gebäudestruktur fortgeführt und gleichzeitig die funktionalen und ästhetischen Anforderungen seiner Zeit eingebracht. Egon Eiermann gilt als einer der bedeutendsten deutschen Architekten der Nachkriegsmoderne. Er war auch Möbeldesigner und Hochschullehrer an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Logik, Reinheit und Klarheit lauteten seine architektonischen Maxime.
Aneignung und Entwicklungskonzept Open Factory
Seit 1994 weitestgehend ungenutzt, bietet der Eiermannbau rund 6.000 Quadratmeter Geschossflächen und ein zwei Hektar großes Grundstück. Die IBA Thüringen aktiviert die denkmalgeschützte Immobilie unter dem Leitmotto 'Wie wenig ist genug?' und schließt damit auch an Eiermanns Prinzipien an.
Im Sommer 2016 fanden die ersten öffentlichkeitswirksamen IBA Aktivitäten im Eiermannbau statt. Vom 15. bis 30. Juni 2016 veranstaltete die IBA Thüringen in Kooperation mit der Wüstenrot Stiftung den IBA Campus 2016 - ZukunftsWerkstatt Eiermannbau. Rund 30 Studierende und Absolventen entwickelten dabei das Leitbild Open Factory, das die Grundlage für die weitere Entwicklung des IBA Projekts ist.
Auch im Sommer 2018 lebten, lernten und arbeiteten zwei Wochen lang 50 Kreative beim zweiten IBA Campus im Eiermannbau. Bei dem 14-tägigen Design-build-Workshop schufen sie Möbel und überraschende Übernachtungsmöglichkeiten, die nun als Ausstattung für Besucher und Gäste des Eiermannbaus dienen.
Auf Grundlage des 2016 von der IBA Thüringen erarbeiteten Finanzierungs- und Nutzungskonzepts für die Open Factory erwarb die LEG Thüringen im Dezember 2017 den Eiermannbau. Die beiden Landesgesellschaften IBA Thüringen und LEG Thüringen arbeiten hier mit der Form der Anhandgabe; bis 2023 ist dabei die IBA Thüringen Entwicklerin des Projekts. Diese Form der Zusammenarbeit soll modellhaft für den Umgang mit Leerstand stehen.
Erste Nutzung und Ausbau
Die IBA Thüringen ist Entwickler und Placemaker des Eiermannbaus. Als erste Nutzerin zog sie bereits im Sommer 2017 provisorisch in das Industriedenkmal. Sie will auch andere motivieren, den Ort zu entdecken und hier zu arbeiten. Dazu entwickelte die IBA von Februar bis Oktober 2018 ein prototypisches Ausbau- und Nutzungskonzept für 750 Quadratmeter im Eiermannbau. Im Herbst 2018 war es schließlich soweit, das IBA Team bezog das kostengünstig-funktionale und zugleich gestalterisch-souveräne Büro mit Gewächshäusern im zweiten Obergeschoss, das mit einer von der IBA herausgegebenen Do it yourself Anleitung nachgebaut werden kann. Dank der Haus-in-Haus-Lösung ist es möglich, über das Jahr hinweg zwei Klimabereiche zu nutzen.
Das IBA Büro ist ein experimentelles Pilotprojekt für das einfache Bauen. Wichtigstes Ziel des IBA Ausbaus war es, dabei beispielhaft für weitere Nutzer zu sein. Durch Selbstbau, neue Standards in Nutzungsart und -intensität sowie einem konsequenten Haustechnikkonzept ist es für das IBA Team und seine Besucher schnell zu einem inspirierenden Arbeits- und Veranstaltungsort geworden. 2020 wurde das IBA Büro für den DAM Preis 2021 nominiert.
Um eine ganzjährige Vermietung der Open Factory zu ermöglichen, wurde der Eiermannbau ab 2021 weiter ausgebaut: In allen Geschossen wurde die bisher noch fehlende Gebäudetechnik ergänzt. Teilweise fand ein räumlicher Ausbau statt. So können in einzelnen der 250 bis 400 Quadratmeter großen Hallen nun auch kleine Mieteinheiten angeboten werden. Außerdem wurde 2021 ein Rahmenplan zur zukünftigen Nutzung und Aktivierung der zwei Hektar großen Freifläche erarbeitet.
Im März 2023 wurde die Open Factory im Eiermannbau dann feierlich wiedereröffnet. Im Mai startet die IBA Abschlusspräsentation mit einer zentralen Ausstellung im Eiermannbau.
Das Projekt wird gefördert im Programm ›Nationale Projekte des Städtebaus‹ des Bundesministeriums für Inneres, Bau und Heimat (BMI) sowie vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft.
Eindrücke vom Umbau 2021 bis 2023
Feierliche Wiedereröffnung des Eiermannbaus und Aufnahme des Projektes in die IBA Abschlusspräsentation
Gemeinsam mit vielen Gästen wurde am 3. März 2023 die Wiedereröffnung des Eiermannbaus nach dem Umbau gefeiert und Danke gesagt. Über ein Jahr Bauzeit lag hinter dem IBA Team. Zur Wiedereröffnung kamen u.a. Vertreter:innen der Planungsbüros, von Baufirmen, von Behörden und Fördermittelgeber:innen ebenso wie Nutzer:innen und viele Beteiligte aus der Phase der Aneignung und Probenutzungen.
Den Toast auf das Projekt und die daran Beteiligten sprach Staatssekretärin Prof. Dr. Barbara Schönig vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft. Neben Fördermitteln aus dem Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus erhielt das Projekt umfangreiche Zuwendungen durch den Freistaat Thüringen. Prof. Schönig betonte in ihrer Rede: »Die herausragende Entwicklung des Eiermannbaus durch die IBA Thüringen macht deutlich, dass Förderungen auch konzeptionelle Entwicklungen unterstützen sollten. Gerade in der Entwicklung von leerstehenden Gebäuden im ländlichen Raum sind Zeit und gute Ideen gefragt, bevor überhaupt ein Euro in Baumaßnahmen gesteckt wird. Den Wert solcher kombinierten Förderungen kann man gut am IBA Projekt Eiermannbau in Apolda nachvollziehen.«
Im Anschluss an eine Würdigung des Projektes durch Prof. Antje Stokman, die als Mitglied des IBA Fachbeirats die Projektentwicklung in den letzten Jahren intensiv begleitete, ging es auf eine gemeinsame Tour durch den Eiermannbau. Moderiert von IBA Projektleiterin Katja Fischer berichteten dabei verschiedene Akteur:innen von ihrem ganz persönlichen Anteil am gelungenen Umbau und der Umdeutung des Standortes zur Open Factory. Und so war auch die Wiedereröffnung ein kollektiver Moment. Unter anderem stellte Maria Gottweiss die Gestaltung der neuen Dauerausstellung, das sogenannte Studio Eiermann, in den ehemaligen Umkleiden vor, Heike Jordan vom Lebenhilfe-Werk Weimar/Apolda und Nutzerin im Eiermannbau erzählte von ihrem Zukunftswunsch eines inklusiven Standorts und dem besten Kaffee der Stadt, den es hier bald geben soll, Marco Holitschke, Projektleiter der LEG Thüringen berichtete über die baulichen Herausforderungen der Dachterrasse, Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand und Julia Eschment stellten das Projekt Auxesia vor und damit das Ziel einer regionalen, textilen Nachhaltigkeit und sehen den Eiermannbau dafür als Kreativ- und Werkstattort. Zuvor hatten bereits Isabell Thiele vom Apoldaer Gymnasium Bergschule und die Modedesignerin Anna Zeitler über einen ersten Textilworkshop mit Schüler:innen berichtet, der Teil von einer praktischen Forschung zu Textilen Akzenten im Denkmal war. Bald sind die Ergebnisse des Projektes als große Raumvorhänge im Eiermannbau zu erleben. Auch die Kreative Landstadt Apolda und der Bioimker Max Reschke berichteten über ihre zukünftigen Nutzungsideen im Erdgeschoss und auf der Freifläche des Eiermannbaus. Von Seiten des Eigentümers unterstrich die Geschäftsführerin Sabine Wosche die besondere Immobilienentwicklung aber auch den Anspruch an den zukünftigen Betrieb der Open Factory und die Fortführung einer aktiven inhaltlichen Entwicklung. Begleitet wurde der Umzug mit insgesamt acht Stationen von der Weimarer Akkordeonistin Christine Herzog, die den einzelnen Themen und Akteur:innen jeweils einen besonderen musikalischen Auftakt gab.
Neben der Wiedereröffnung des Eiermannbaus gab es am 3. März 2023 einen weiteren Anlass zum Feiern: die IBA Geschäftsführerin Marta Doehler-Behzadi überreichte der Geschäftsführerin der LEG Thüringen Sabine Wosche und dem Apoldaer Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand als Projektträgerin und -partnerin die Urkunde zur Aufnahme des Eiermannbaus in die IBA Abschlusspräsentation. Dieser symbolische Akt ist die finale Auszeichnung, welche ein Projekt im Rahmen der IBA Thüringen erreichen kann. Die insgesamt sechstägige IBA Tour zu den thüringenweiten Projekten der IBA endete dabei am Geschäftssitz der IBA mit der Wiedereröffnung des Eiermannbaus Apolda.
Katja Fischer moderierte die Tour durch die Open Factory Eiermannbau.
Sabine Wosche erhielt am Tag als Geschäftsführerin der LEG Thüringen die Urkunde zur Aufnahme in die IBA Abschlusspräsentation.
Auch der Bürgermeister Apoldas Rüdiger Eisenbrand sprach zur Wiedereröffnung.
Die Gäste konnte u.a. die Umkleiden im dritten Obergeschoss begutachten, wo für das IBA Finale 2023 Studio Eiermann entsteht.
Eine Akkordeonspielerin begleitete die Tour musikalisch.
Auf dem Dach des Eiermannbaus, das noch in den letzten Zügen der Sanierung steckt, wurde das Konzept für die zwei Hektar große Freifläche am Denkmal vorgestellt.
Textilworkshop mit Apoldaer Schüler:innen
»Heute bin ich Designer:in«
Für ausgewählte Räume im Eiermannbau Apolda haben wir die Modedesignerin Anna Zeitler beauftragt, Vorhangideen zu entwickeln. Textiles und die Strick- und Wirkwarenproduktion haben eine lange Geschichte in Apolda. Urspünglich wurde auch das Industriegebäude in der Auenstraße für eine Weberei - die mechanische Weberei Hermann Borgmann – errichtet. Egon Eiermann baute es später für die Feuerlöschgeräteproduktion der Total KG weiter. Wir wollen an die Textiltradition Apoldas im und am Eiermannbau zeitgemäß anknüpfen und neue Impulse fördern.
Fast Fashion, Ausbeutung, Kinderarbeit und Umweltverschmutzung sind nur einige Schlagwörter, die mit der konventionellen Textilindustrie verbunden sind. Wie in vielen anderen Bereichen auch steht die Textilindustrie vor großen Veränderungen. In Zukunft geht es ums Recyceln von bereits produzierten Textilien oder aber um die Verwendung von natürlichen Rohstoffen, wie Tier- und Pflanzenfasern und auch natürliche Färbungen. Die Open Factory als Lern- und Bildungsort kann dabei eine wichtige Rolle spielen. Schon seit 2018 spielen im Rahmen der Probenutzungen und Beteiligungsprozesse immer wieder auch textile Themen eine Rolle, nun verbinden wir den Ausbau des Eiermannbaus mit nachhaltigen textilen Akzenten.
Am 7. und 8. Juli waren 12 Schüler:innen der 7. bis 10. Klassen des Gymnasium Bergschule Apolda für zwei Tage im Eiermannbau und konnten gemeinsam mit Anna Zeitler an den Vorhangideen für den Eiermannbau arbeiten. Anna Zeitlers Leidenschaft sind interaktive Workshop-Formate für Jugendliche und Erwachsene, mit denen sie ein Bewusstsein für eine nachhaltige Lebensweise anhand des Textilkreislaufs fördern möchte. Zuerst ging es auf Exkursion durch das Gebäude. Was ist besonders? Welche Farben seht ihr, welche fehlen euch? Welche Details fallen euch auf? Mit viel Inspiration und jeder Menge Fotos ausgestattet, wurde anschließend jeweils ein Motiv ausgewählt, interpretiert und eine textile Collage davon gestaltet. Nun gab es kein Halten mehr - Stoff- und Farbkompositonen wurden gewählt und zugeschnitten, die Bügelstation und die vier Nähmaschinen liefen heiß. Schritt für Schritt entstanden aus den Ideen Vorhänge im Maßstab 1:7. Insgesamt zwölf unterschiedliche Ideen wurden im Workshop umgesetzt, sie fließen nun in die Vorhangkonzepte von Anna Zeitler für den Eiermannbau ein.
Vielen Dank an Anna Zeitler und an Isabell Thiele von der Bergschule Apolda sowie an alle beteiligten Schüler:innen für eure gute Energie und die großartigen Ideen!
Stand der Projektentwicklung ›Open Factory‹ im Apoldaer Stadtrat vorgestellt
Anfang Februar, zur Halbzeit der Projektentwicklung ›Open Factory / Eiermannbau Apolda‹, wurde der aktuelle Arbeitsstand durch die Projektbeteiligten im öffentlichen Teil des Apoldaer Stadtrats vorgestellt. Das Vorhaben wird seit Anfang 2020 und noch bis Ende 2023 als Nationales Projekt des Städtebaus durch das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen sowie das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft gefördert. Eigentümer der Immobilie ist die LEG Thüringen, die IBA Thüringen übernimmt als Generalmieterin, Entwicklerin und Placemakerin bei diesem IBA Projekt weit mehr Verantwortung als bei allen anderen IBA Vorhaben und investiert auch selbst in die Standortentwicklung. Nach zwei intensiven Arbeitsjahren und mit dem Baubeginn der beiden Bestandsimmobilien war nun wieder ein guter Zeitpunkt gekommen, die Öffentlichkeit über die einzelnen Maßnahmen zu informieren.
Nach der Begrüßung der IBA Geschäftsführerin Dr. Marta Doehler-Behzadi stellten die beiden Projektleiter:innen Marco Holitschke von der LEG Thüringen und Katja Fischer von der IBA Thüringen die einzelnen Maßnahmen mit Zielstellung, Kosten und Zeitplan vor. So wurde über die Sanierung des Winkelbaus für das Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V., über den minimalinvasiven Ausbau des Eiermannbaus aber auch über die konzeptionellen Grundlagen der Standortentwicklung - bestehend aus Ressoucenschutzkonzept, Freiflächenkonzept mit Rahmenplan und Umbaukonzept - gesprochen. Interessierte erhielten dabei auch einen Einblick in die aktuelle Baustellensituation im Eiermannbau.
Hinter den einzelnen Teilprojekten steht das Leitbild der Open Factory für die gewerbliche Baufläche mit den zwei Einzeldenkmalen. Sie wird als Zukunftsort für nachhaltige Produktion, regionale Wertschöpfung und Bildungs- und Vermittlungsangebote entwickelt – mit unterschiedlichsten Raum- und Flächenangeboten von großen Hallen über kleine Studios und repräsentativen Veranstaltungsflächen bis hin zu verschieden großen und von der Vegetation her unterschiedlichen Entwicklungsfeldern auf der Freifläche. Eine vielfältige Nutzer:innengemeinschaft ist das Ziel für den Standort, der lange leer stand. Ganzheitliche Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein sollen dafür die gemeinsame Basis darstellen.
Umbau des Eiermannbaus beginnt
Endlich ist es soweit. In den kommenden Monaten wird der Eiermannbau in Apolda weiter ausgebaut. Anschließend kann das weit über die Stadt hinaus bekannte Denkmal als Open Factory in Nutzung genommen werden. Seit 1994 ist das ehemalige Feuerlöschgerätewerk nicht mehr in Betrieb, seit 2016 engagiert sich die IBA Thüringen für eine neue Nutzungsperspektive des Gesamtareals. Der nun beginnende Umbau des Eiermannbaus mit Baukosten in Höhe von 2,4 Mio. Euro wird durch Förderungen des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen als Nationales Projekt des Städtebaus und des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft ermöglicht. Die Bauzeit ist von Januar bis Oktober 2022 geplant.
Wie schon bei der 2018 realisierten Pilotfläche im 2. Obergeschoss findet ein minimalinvasiver Ausbau des Eiermannbaus statt. Mit rund 350 Euro Budget, die je Quadratmeter Bruttogeschossfläche zur Verfügung stehen, geht es nun darum, die Maßnahmen durchzuführen, die eine ganzjährige Nutzung des hartnäckigen Leerstands ermöglichen. ›Wie wenig ist genug?‹ steht als Frage vor jeder Entscheidung. Insgesamt folgt der Ausbau nachhaltigen und zirkulären Prinzipien. Auch Maßnahmen, die in der umfangreichen Sanierung der Jahre 2010/11 nicht durchgeführt wurden, müssen nun nachgeholt werden. So fehlt in den Nutzungseinheiten durchweg die Gebäudetechnik, d.h. Heizung, Strom, Medien - was bisher die Vermietung des Gebäudes unmöglich machte. Bauschäden müssen behoben werden, daneben wird die prägende Dachterrasse des vom Architekten Egon Eiermann 1938/39 erweiterten Fabrikbaus umfangreich saniert. Jeweils ein Besprechungsbereich mit Teeküche wird als Basisausbau in den 280 bis 470 Quadratmeter großen Nutzungseinheiten realisiert. Einzelne Einheiten werden mit Büro- und Werkstatträumen weiter ausgebaut, hier können Interessierte sofort nach dem Bauende einziehen. Andere Räume können später von den Nutzer:innen und entsprechend des Bedarfs weiter ausgebaut werden bzw. stehen für wechselnde Nutzungen zur Verfügung, wie beispielsweise Workshops, Ausstellungen oder Konzerte.
Das ehemalige Industrieareal wird unter dem Leitbild ›Open Factory‹ für eine gewerblich-kulturelle Nutzung transformiert. Der über 6.000 Quadratmeter große Eiermannbau und die zwei Hektar umfassende Freifläche werden dabei akteursbezogen und kleinteilig entwickelt, auch um eine nachhaltige Nutzung sicher zu stellen. Unterschiedliche Beteiligungsformate und Probenutzungen haben stattgefunden, bei denen hunderte Beteiligte den Ort über einen längeren Zeitraum ausprobiert und Hinweise für das zukünftige Nutzungsprofil und den Umbau gegeben haben. Die IBA Projektentwicklung ist so Beispiel einer neuen Umbaukultur im StadtLand Thüringen. Neben dem vielfältigen und kreativen Beteiligungsprozess stehen dafür das Trägermodell der Anhandgabe, der konsequent wertschätzende Umgang mit dem Bestand und zirkuläre Ausbau und ein ganzheitlich nachhaltiger Ansatz weit über den Umbau hinaus.
Die Open Factory soll in Zukunft ein offener Lern- und Versuchsort für Apolda und die Region werden. Hier können Start ups, Unternehmen und Initiativen, Künstler:innen und Forscher:innen lokale und regionale Kreisläufe erforschen, neu aufbauen oder stärken und wir als Gesellschaft lernen innerhalb der planetaren Grenzen zu wirtschaften. Der geplante Versuchsgarten für Faser- und Färbepflanzen auf der Freifläche ist ein Beispiel, wie eine nachhaltige Textilproduktion vorangebracht werden könnte und knüpft gleichzeitig an die Industriegeschichte der Stadt Apolda an. Von solchen nachhaltigen Ideen gibt es viele in Thüringen und Mitteldeutschland. Die Open Factory in Apolda bietet ihnen in Zukunft einen inspirierenden Ort und eine gemeinsame Plattform.
Der Ausbau 2022 beinhaltet Maßnahmen, die eine ganzjährige Vermietung und Vermarktung des Eiermannbaus endlich ermöglichen. Neben der Installation der Gebäudetechnik findet auch ein räumlicher Ausbau statt, um das Gebäude schnell nutzen zu können. Auch einzelne denkmalpflegerische Maßnahmen werden durchgeführt. Mit Baukosten in Höhe von 350 EUR/qm BGF ist der Ausbau minimalinvasiv und folgt der Frage ›Wie wenig ist genug?‹.
Perspektivisch soll der Standort entsprechend des Ressourcenschutzkonzepts mit lokalen, erneuerbaren Energien versorgt werden. Die Gebäudetechnik wird offen und deckenseitig installiert, so bleiben die Einheiten maximal flexibel für spätere Nutzungen. Entsprechend des Klimakonzepts des Ingenieurbüros Hausladen wird in der Heizsaison ein Makro- und Mikroklima im Gebäude erzeugt. Die Gebäudehülle wird nicht energetisch optimiert. Das Makroklima wird als Zwischenklimazone lediglich niedrig temperiert, um die Transmission- und Lüftungswärmeverluste im Winter gering zu halten. In den eingestellten Räumen wird mithilfe von Infrarotheizkörpern ein Mikroklima erzeugt, dass den Komfortansprüchen der Nutzer:innen entspricht.
Der Ausbau folgt den Prinzipien der Nachhaltigkeit und des zirkulären Bauens: Bauteile werden, soweit möglich, sortenrein verbaut; nachwachsende Rohstoffe, wie Stroh und Holz, oder recyceltes Baumaterial werden verwendet; die Einbauten sind rückbaubar und wiederverwendbar. Der Eiermannbau stellt sich konsequent den Herausforderungen der Bauwende.
Mit der Dachterrasse wird ein wichtiger Gebäudeteil des Eiermannbaus vollständig denkmalgerecht saniert. Aufgrund verschiedener Schäden konnte sie in der letzten Jahren nur noch eingeschränkt genutzt werden. Hier wird das Baudenkmal zum Zeugnis seiner Zeit: Eiermann realisierte ein Stück gebauter Moderne - ein Schiffsdeck mit schlanker Stahlreling, Schornstein und Flugdach als Pausenbereich der ehemaligen Industriearbeiter:innen. In Zukunft können die Nutzer:innen und Gäste der Open Factory diesen Ort wieder vollends genießen.
Bauzeit: Januar bis Oktober 2022
Baukosten: 2,4 Mio. Euro
Kennwert Kostengruppen 300/400 je Quadratmeter BGF: 350 EUR
Konzept und Architektur: IBA Thüringen, Apolda
Fachplanung HLS: Ingenieurbüro Peter Hilbig, Bad Sulza
Fachlanung ELT: GBI Gesellschaft beratender Ingenieure, Erfurt
Fachplanung Tragwerk und Brandschutz: Ingenieurbüro Matthias Münz, Weimar
Fachplanung Freiraum: Rudolph Langner - Station C23, Leipzig
Parallel zum Eiermannbau wird auch das zweite Bestandsgebäude der Liegenschaft, der sogenannte Winkelbau, durch die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Thüringen saniert. Hier kann ab Frühjahr 2023 das derzeit in der Nachbarschaft ansässige Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V. mit dem Zentrum für ambulante Komplexleistungen (ZAK) und der Frühförderung einziehen.
Freiflächenkonzept der Open Factory fertiggestellt
Zwei Hektar umfasst die Freifläche hinter dem Baudenkmal Eiermannbau. Während der industriellen Nutzung bis 1994 war sie vollständig bebaut, bis auf den Eiermannbau und Winkelbau wurden die Hallen Anfang der 2000er Jahre abgerissen. Seitdem hat sich auf der Fläche ein wertvolles Artenreichtum entwickelt.
Zwischen Herbst 2020 und Sommer 2021 wurde unter Beteiligung vieler Akteur:innen ein Entwicklungskonzept für die Freifläche von Treibhaus Landschaftsarchitekten Hamburg mit Renée Tribble und den Büros Umschichten und Teleinternetcafe erarbeitet.
Mit dem Konzept werden neue Maßstäbe für eine gewerbliche Baufläche als nachhaltiger Entwicklungsstandort gesetzt. Die natürlich gewachsene Landschaft ist dafür der Ausgangspunkt und schafft eine landschaftsbezogene Perspektive, die vielfältige Interessen und Bedarfe am Standort zusammen bringen kann.
Auf den über 9.000 Quadratmeter großen Entwicklungsfeldern soll hier sukzessive ein Lern- und Versuchsort für lokale Rohstoffe und regionale Wertschöpfung entstehen.
Das Freiflächenkonzept inklusive des Erarbeitungsprozesses wurde ausführlich dokumentiert. Es wurde anschließend in einen Rahmenplan als informelles, planerisches Instrument überführt, in dem Regeln und Grenzen für die zukünftige akteur:innenbezogene Entwicklung der Fläche definiert werden.
Der Rahmenplan für die Freiflächenentwicklung sowie der Stand der Projektentwicklung der Open Factory wurde am 9. Februar 2022 im öffentlichen Teil des Apoldaer Stadtrats vorgestellt.
Freiflächenaktion am Tag der Architektur 2021
Am Tag der Architektur am Sonntag, den 27. Juni 2021, konnten Besucher:innen am Eiermannbau in Apolda wieder viel Neues erleben. Über 160 Interessierte folgten unserer Einladung nach Apolda und machten sich ein Bild vom Stand der IBA Projektentwicklung. In einer kleinen Ausstellung berichteten wir über die laufenden Planungen - so wurden die Sanierung des Winkelbaus, der Ausbau des Eiermannbaus, die Erneuerung der Standorterschließung mit Auenstraße und Wegeverbindung zum Bahnhof aber auch das Ressourcenschutzkonzept vorgestellt.
Das Hauptaugenmerk des Tages lag jedoch auf der Information und dem Austausch zum Freiflächenkonzept der Open Factory. Es wurde seit Herbst 2020 unter Beteiligung vieler Akteur:innen von Treibhaus Landschaftsarchitekten Hamburg mit Renée Tribble und den Büros Umschichten und Teleinternetcafe erarbeitet.
Für den Tag der Architektur setzten sie unter Mithilfe des Gartenbauteams des Lebenshilfe-Werks Weimar/Apolda e.V. sowie von Studierenden aus Kassel und Weimar das Konzept provisorisch auf dem Grundstück um. So waren die zukünftige Struktur und die Entwicklungsmöglichkeiten der Freifläche eins zu eins nachvollziehbar.
In mehreren Führungen und einem Podiumsgespräch mit Pioniernutzer:innen wurden die Überlegungen zum Freiflächenkonzept vorgestellt und diskutiert.
Daneben luden auf der Freifläche diverse Infotafeln und große pflanzengefärbte Fahnen von Susanne Frenzel zum individuellen Entdecken des Areals ein.
Ein Pflanzenfärbeworkshop und die Versorgung durch das Lebenshilfe-Werk ergänzten das baukulturelle Angebot. Auch Radio Apolda, aktuell mit Studio im Eiermannbau, war vor Ort und produzierte eine einstündige Sendung mit O-Tönen der Macher:innen und Besucher:innen.
Programmflyer ›Tag der Architektur 2021 – Eiermannbau Aplda‹
Ressourcenschutzkonzept der Open Factory fertiggestellt
In enger Kooperation mit der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Thüringen als Eigentümerin der Immobilie und der Stadt Apolda, beauftragte die IBA Thüringen im Jahr 2020 ein Ressourcenschutzkonzept für den IBA Standort Eiermannbau.
Erarbeitet wurde das Konzept von der ina Planungsgesellschaft aus Darmstadt. Im Ergebnis ist ein Kursbuch und Leitfaden für die zukünftigen Entwicklungen am Standort entstanden, das sich als vielschichtiger Denkanstoß für Trägerschaft, Planungsbeteiligte und zukünftige Nutzer:innen des ehemaligen Industriestandortes versteht.
Das Ressourcenschutzkonzept fordert nicht nur zu nachhaltigen Umbauprozessen, kreislauforientiertem Materialeinsatz und einer erneuerbaren Energieversorgung auf. Es geht auch um die Vision eines sozial-ökologischen Miteinanders im räumlichen Ensemble der Open Factory. Ressourcen zu schützen, bedeutet teilweise auch, sie zu aktivieren und intensiv zu nutzen. Dazu gehören Erinnerungen und Wissen an und über einen Standort, ebenso wie verlässliche Netzwerke.
Das Ressourcenschutz- aber auch das im Sommer 2021 fertiggestellte Freiflächenkonzept für die Open Factory sind ein Versuch, konkretes, nachhaltiges Handeln am Standort zu ermöglichen und dabei eine hohe Verbindlichkeit der Umwelt gegenüber auszusprechen. Mit beiden vorliegenden Konzepten geht die Standortentwicklung in eine nächste Phase, bei welcher der gemeinsame, umweltbezogene Fokus die Basis für die zukünftigen Entwicklungen darstellen wird.
Ermöglicht wurde die Konzeptentwicklungen durch die Förderung als Nationales Projekt des Städtebaus durch das Bundesbauministerium (BMI) sowie durch Zuwendungen für herausgehobene sonstige Infrastrukturinvestitionen des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL).
Probenutzung 2020: #eintrittfrei
Für das IBA Projekt Eiermannbau Apolda war das Jahr 2020 ein weiterer wichtiger Meilenstein hin zur Open Factory. Mit dem Format ›Eintritt frei!‹, gefördert vom Bundesprogramm ›Nationale Projekte des Städtebaus‹ des Bundesbauministerium (BMI)/Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), wurden im Sommer 2020 unterschiedliche Räume im Eiermannbau sowie die Freifläche für insgesamt 24 Probenutzungen mit guten Ideen mietfrei zur Verfügung gestellt. Von Juni bis November haben insgesamt 188 Saison-Beteiligte im ehemaligen Feuerlöschgerätewerk gearbeitet, ausgestellt und erprobt, was die Architekturikone als Ort für Kunst und Gewerke leisten kann. Es wurde genäht, fotografiert, gebaut, geprobt, zusammen nachgedacht und Konzepte gesponnen, gemeinsam gelacht, gekocht, gespeist und auch vielfach übernachtet. Alte Fäden in die Textilgeschichte Apoldas wurden dabei wieder aufgenommen, neue Ideen entwickelt und regionale Kooperationen gesucht. Dabei zeigte sich wieder, dass der Eiermannbau als Transformationslabor, als Vermittlungsort, als Residency oder auch temporäre Dependance besondere Qualitäten besitzt. Zudem haben die sechs Monate Probebetrieb wieder verdeutlicht, dass die Chance auf eine nachhaltige Nutzung des architektonischen Highlights Eiermannbau vor allem in der sozialen und finanziellen Kraft von Vielen liegt.
Eine Übersicht über die Saison ›Eintritt frei!‹, die Vorstellung aller Probenutzer:innen, sowie eine Rückblick auf das vielfältige Veranstaltungsprogramm finden Sie zusammengefasst in der Dokumentation des Formats sowie auf der Website der Open Factory.
Eiermannbauentwicklung wird gefördert durch Bundesprogramm ›Nationale Projekte des Städtebaus‹
Das IBA Initiativ-Projekt ›Open Factory‹ im Eiermannbau Apolda wird vom Bundesprogramm ›Nationale Projekte des Städtebaus‹ mit bis zu 5,31 Millionen Euro gefördert. Im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat nahmen unter anderen Rüdiger Eisenbrand, Bürgermeister der Stadt Apolda (Förderantragsteller), Sabine Wosche, Geschäftsführerin der LEG Thüringen (Eigentümerin des Eiermannbaus) und die IBA Geschäftsführerin Marta Doehler-Behzadi die Förderurkunde entgegen.
Die Jury des Innenministeriums würdigte den zukunftsorientierten und kreativen Ansatz der drei Projektpartner Stadt Apolda, LEG und IBA. Die Fördermittel werden bereitgestellt für den IBA Zeitraum bis 2023: In den kommenden Jahren wird der Eiermannbau entsprechend dem Leitbild ›Open Factory‹ ausgebaut und denkmalgerecht saniert. Für die Außenanlagen wird ein Entwicklungskonzept erarbeitet, das ausdrücklich Klimagerechtigkeit und die Nutzung erneuerbarer Energien berücksichtigt. Auch der benachbarte kleinere Winkelbau wird saniert und umgebaut. In der Verantwortung der Stadt Apolda liegt zudem eine bessere städtebauliche Anbindung des Standortes – u.a. mit der Sanierung der unmittelbar am Eiermannbau angrenzenden Auenstraße sowie der Verbesserung der Fuß- und Radwegverbindung zum Bahnhof Apolda.
Mit dem Programm ›Nationale Projekte des Städtebaus‹ unterstützt das BMI herausragende, baulich besonders anspruchsvolle Vorhaben, die beispielhaft für zukunftsorientierten Städtebau in Deutschland stehen. Gefördert werden Vorhaben mit besonderer nationaler beziehungsweise internationaler Wahrnehmbarkeit, mit sehr hoher fachlicher Qualität, überdurchschnittlichem Investitionsvolumen oder hohem Innovationspotenzial.
Im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat wurde am 15. Oktober 2019 die Förderurkunde entgegengenommen. Fotograf: Pixel & Dot Photograph
Probenutzung 2019: ›Hotel Egon‹ im Eiermannbau
Die IBA Thüringen hat im Rahmen ihrer Zwischenpräsentation vom 23. Mai bis zum 29. September 2019 ihre rund 30 im Freistaat verteilten StadtLand Vorhaben über das Umbauen, Neubauen und Selbermachen in der Provinz in einer zentralen Ausstellung im Eiermannbau Apolda präsentiert. Das vielbesuchte und beliebte Kunstprojekt ›Hotel Egon‹ war ein wichtiger Bestandteil des Jahres.
Vier Künstler- und Planungskollektive übernahmen dabei jeweils für 10 Tage die Hoteldirektion: Teleinternetcafe aus Berlin/Hamburg, ON/OFF aus Berlin/London, Raumstation aus Weimar/Wien/Berlin, Stadt.Raum.Wandel aus Halle/Hamburg.
An 40 ›Hoteltagen‹ haben über 300 Übernachtungsgäste im Industriedenkmal geschlafen. Täglich wurde gemeinsam und regional gekocht, wurden Unternehmen in Apolda und dem Weimarer Land besucht oder auch Radiosendungen ›Live aus dem Eiermannbau‹ produziert. Mit Hotel Egon ließen sich die Gäste auf unbekanntes Terrain und aufeinander ein und konnten selbst Antworten auf die Frage nach einem lebenswerten Stück StadtLand finden.
Das Kunstprojekt ›Hotel Egon‹ wurde gefördert durch die Thüringer Staatskanzlei.
Die Hotellobby im Erdgeschoss des Eiermannbaus war ein beliebter Aufenthaltsort im Sommer 2019. Nicht nur die Hotelgäste, auch Besucher:innen der Ausstellung ›StadtLand‹ schauten im Empfangsbereich, der Lounge und zeitweisen Küche vorbei.
›Hotel Egon‹ heißt ungewöhnliches Übernachten im Eiermannbau. Die Zimmerauswahl reichte dabei vom Zelten auf dem Freigelände und über das Bett in der Ausstellung bis hin zum CoSleeping in den ehemaligen Umkleiden.
Die Egon-Bar ganz oben auf der großartigen Dachterrasse lud täglich ab 17 Uhr neben den Hotelgästen und -beteiligten auch Besucher:innen aus Apolda und Umgebung zum gemeinsamen Tagesausklang ein.
- Links / Downloads
- Dokumentation ›Hotel Egon‹
Fertigstellung: Ausbau IBA Büro im Eiermannbau
Als erster Ausbauschritt wurde das IBA Büro als experimentelles Pilotprojekt für einfaches Bauen im zweiten Obergeschoss des Eiermannbaus realisiert. Es verbindet Selbstbau, neue Standards in Nutzungsart und -intensität, ein energetisch und baulich-reduziertes Konzept und schafft eine großzügige und inspirierende Arbeits- und Veranstaltungssituation. Das Büro ist auch ein öffentlicher Vermittlungs- und Showroom.
Über den Sommer 2018 saß das IBA Team noch provisorisch im Veranstaltungssaal im dritten Geschoss des Eiermannbaus. Im Oktober 2018 war das Gewächshaus-Büro im zweiten Geschoss dann fertig. Geplant wurde es von den Architekten des IBA Teams selbst: Katja Fischer und Tobias Haag. Der räumliche Ausbau wurde von sechs Werkstudierenden der Bauhaus-Universität Weimar ausgeführt. Dieser Weg ist ein wichtiger Teil der IBA Aktivierungsstrategie ›Wie wenig ist genug?‹. Das Ausbaukonzept basiert auf einer einfachen Haus-in-Haus-Lösung aus Industriegewächshäusern, die mit einem Möbelsockel aus Nadelsperrholz kombiniert wurden. Die Gebäudetechnik wurde sichtbar als Versorgungstrassen realisiert, jedes Gewächshaus wird von dort mittels eines Gewebeschlauchs technisch versorgt. Die räumliche Lösung schafft in den Wintermonaten zwei Klimazonen, ein durch Deckenstrahlplatten lediglich temperiertes Makroklima und ein strombasiertes Mikroklima für den Arbeitsplatz in den Gewächshäusern.
Das respektvolle und minimalinvasive Weiterbauen des Eiermannbaus soll einen Beitrag für einen zeitgenössischen Umgang mit Bestand leisten und vor allem anderen Mut machen, den Eiermannbau mit in Nutzung zu nehmen und als Open Factory mit zu entwickeln. Eine Do it yourself-Anleitung soll außerdem dazu inspirieren, die Gewächshäuser selbst nachzubauen.
Das Ausbaukonzept für die mit einem Stützenraster von 5x5 Meter gegliederten und lichtdurchfluteten Räume basiert auf einer einfachen Haus-in-Haus-Lösung, bei welcher die bemerkenswerten Architekturqualitäten und Denkmaleigenschaften erhalten bleiben.
Die Ausbaupläne wurden zunächst in ein maßstabsgetreues Modell übertragen. Im Herbst 2018 konnte die IBA schließlich das fertiggestellte Büro mit Gewächshäusern im 2. OG beziehen.
Das von den Architekten des IBA Teams selbst geplante Ausbaukonzept für das IBA Büro wurde von sechs Werkstudierenden der Bauhaus-Universität Weimar ausgeführt. Das sechsköpfige Baukollektiv bestand aus Tobias Grabowski, Hannes Heitmüller, Simon Martini, Nicholas Schüller, Till Teubner und Katharina Wittke.
Auf einem Holzsockel von 3,1 x 2,3 Metern wurde ein handelsübliches Mauergewächshaus von der Palmen GmbH
aufgesetzt.
Das IBA Büro nach der Fertigstellung. Die niedrigen Brüstungshöhen von Egon Eiermann wurden bewusst in den Sockelhöhen des Ausbaus aufgenommen, um den Raum weiterhin als Ganzes wirken zu lassen.
Im Unterschied zu den Arbeitsplätzen in transparenten Gewächshäusern ist der Besprechungsraum nach innen orientiert. Drehtüren ermöglichen verschiedene Arten von Konzentration und Rückzug.
Eiermannbau Apolda wurde von jungem IBA Campus-Team in zwei Wochen für zukünftige Besucher und Gäste weitergebaut
Seit Mai 2018 ist die IBA Thüringen erste Nutzerin im Eiermannbau. Das Gebäude wird daneben häufig für Veranstaltungen und temporäre Aktionen benutzt. Was dafür bisher fehlte war eine Basisausstattung an Möbeln und kleinen Ergänzungen für einen besonderen Aufenthalt unserer Gäste und Besucher.
Mit dem IBA Campus 2018 vom 5. bis 19. August sollten dafür Ideen entwickelt und direkt realisiert werden. 2018 hat die IBA Thüringen das europäische Gestalternetzwerk ConstructLab unter der Leitung von Alexander Römer dazu eingeladen, den Campus als 14-tägigen DesignBuild-Workshop mit durchzuführen und dabei eine Basisinfrastruktur für Gäste des Ortes zu schaffen. ConstructLab ist eine Plattform für kollaborative und experimentelle Projekte, bei denen die Designer mitbauen. Objekte werden live vor Ort entwickelt und umgesetzt, ähnlich der historischen Bauhütte. So entstehen interdisziplinäre Dynamiken, eine intensive Kultur des Austauschens und voneinander Lernens.
Der IBA Campus war ergebnisoffen und interdisziplinär angelegt. Die rund 50 Teilnehmenden, Studierenden und Young Professionals aus dem kreativen Bereich arbeiteten in kleinen Teams aus zwei bis acht Personen in den Werkstätten Hotelzimmer, Möbel, Stoffe, Nachbarschaft und Vermittlung, Grafik und Illustration, Geschichten, Film und Küche.
Im IBA Campus 2018 sind unterschiedliche Ausstattungen entstanden, begonnen bei einer Bar, über eine Schlafplattform mit Blick in den Sternenhimmel, einem Vorhangraum als textilem Raumabschluss bis zu einer ganzen Möbelserie für die Dachterrasse. Hier eine Auswahl der vielfältigen Ergebnisse:
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Öffentlicher Start der Entwicklung als Open Factory
Am 31. Mai 2018 wurde der Einzug und Umzug des IBA Teams nach Apolda und der Start der Open Factory-Entwicklung im Eiermannbau öffentlich diskutiert und gefeiert. Dazu fand der IBA Salon ›Es geht auch anders!‹ statt, bei welchem unter anderem Postwachstumsstrategien, Beispiele alternativer Immobilienentwicklungen und innovative Nutzungsansätze vorgestellt wurden. Mit dabei waren auch Sabine Wosche, Geschäftsführerin der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Thüringen - Eigentümerin des Eiermannbaus seit Dezember 2017 - und Rüdiger Eisenbrand, Bürgermeister der Stadt Apolda.
Die IBA Thüringen ist seit Januar 2018 Generalmieterin des Eiermannbaus und Entwicklerin zugleich. Auf Grundlage des Nutzungs- und Finanzierungskonzepts, das basierend auf dem Leitbild Open Factory im Anschluss an den IBA Campus 2016 erarbeitet wurde, erwarb die LEG Thüringen die Immoblie Eiermannbau. In Form einer Anhandgabe ermöglicht die LEG der IBA Thüringen nun, das Projekt Open Factory Schritt für Schritt zu entwickeln. Diese Art der nachhaltigen und zugleich risikomindernden Immobilienentwicklung wurde auch im Salon vorgestellt und soll in Thüringen weitere Nachahmer finden.
Auf Grundlage des 2016 von der IBA Thüringen erarbeiteten Finanzierungs- und Nutzungskonzepts für die Open Factory erwarb die LEG Thüringen im Dezember 2017 den Eiermannbau. Die beiden Landesgesellschaften IBA Thüringen und LEG Thüringen arbeiten hier mit der Form der Anhandgabe; bis 2023 ist dabei die IBA Thüringen Entwicklerin des Projekts. Diese Form der Zusammenarbeit soll modellhaft für den Umgang mit Leerstand stehen.
250 Gäste kamen 2018 zum IBA Salon ›Es geht auch anders!‹, der den Einzug der IBA Thüringen in den Eiermannbau umrahmte.
Zu den Vortragenden des Salons zählte unter anderem Marius Rommel, Nachhaltigkeitsökonom am ZOE-Institut für zukunftsfähige Ökonomien, der in seinem Impulsvortrag über die Kraft des lokalen Wirtschaftens sprach.
In einer abschließenden Podiumsdiskussion sprachen (v.l.) Andreas Foidl, Senior-Partner der belius GmbH, Sabine Wosche, Geschäftsführerin der LEG Thüringen und Marta Doehler-Behzadi, Geschäftsführerin der IBA Thüringen über die nachhaltige Entwicklung des IBA Projekts Eiermannbau zur Open Factory.
Zwischennutzungen im Eiermannbau 2017
Nach der Entwicklung des Leitbilds ›Open Factory‹ beim IBA Campus 2016 und dem Nutzungs- und Finanzierungskonzept wurde der Eiermannbau in der Phase der politischen Abstimmungen und Entscheidungen bereits intensiv zwischengenutzt.
Von Mai bis September 2017 arbeitete das IBA Team provisorisch im Saal des Eiermannbaus. Daneben fanden verschiedene Veranstaltungen statt, u.a. das Format Eiermann und Freunde, bei dem die IBA Thüringen seit 2017 regelmäßig in den Eiermannbau einlädt, über die weitere Entwicklung informiert und zum Austausch und einer lokal-regionalen Vernetzung anregt.
Auch die Stiftung Baukultur Thüringen beteiligte sich in Kooperation mit der IBA Thüringen an der Zwischennutzungsphase mit drei Baukultursalons im Eiermannbau. Ausgangspunkt war die Ausstellung ›Baukultur gewinnt!‹, die vom 7. bis 27. September 2017 im Eiermannbau gezeigt wurde. Der österreichische Verein LandLuft setzt sich seit 1999 für die Förderung von Baukultur im ländlichen Raum ein. Die Wanderausstellung des Vereins, ›Baukultur gewinnt!‹ wurde begleitet durch drei spannende Salonabende mit vielen Gästen, u.a. Peter Haimerl, Olaf Bartels und Dr. Hans-Gerd Schmidt.
Veranstaltungsprogramm ›Baukultur gewinnt!‹
Im Dezember 2017 erwarb die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Thüringen den Eiermannbau auf Grundlage des 2016 erstellten Finanzierungskonzepts für die Immobilienentwicklung, so dass die Phase der temporären Zwischennutzung endete und eine dauerhafte Nutzung und nachhaltige Entwicklung des Eiermannbaus möglich wurde.
Fünf Monate lang arbeitete das Team der IBA Thüringen in ihrer temporär eingerichteten Geschäftsstelle im Saal des Eiermannbaus.
Zur ersten ›Eiermann und Freunde‹ Veranstaltung im Juli 2017 öffnete das IBA Team den Eiermannbau für Interessierte und Neugierige.
Vom 7. bis 27. September 2017 machte die Wanderausstellung ›Baukultur gewinnt!‹ Station im Eiermannbau Apolda. Umrahmt wurde die Ausstellung in Kooperation mit der Stiftung Baukultur von zwei Baukultursalons.
IBA Campus 2016: Leitbildentwicklung Open Factory
Im Sommer 2016 fanden die ersten öffentlichkeitswirksamen IBA Aktivitäten im Eiermannbau statt, die den Grundstein für die weitere Entwicklung der Architekturikone als IBA Projekt legten: Vom 15. bis 30. Juni 2016 veranstaltete die IBA Thüringen in Kooperation mit der Wüstenrot Stiftung den IBA Campus 2016 - ZukunftsWerkstatt Eiermannbau. Gegenstand des interdisziplinären Workshops waren die Aktivierung und dauerhafte Ingebrauchnahme des leerstehenden Gebäudes. Zwei Wochen lang wurden von 26 internationalen Teilnehmer:innen die Möglichkeiten und Strategien für kreative Zwischennutzungen bis nachhaltige Umnutzungen ausgelotet. Dabei lebten und arbeiteten das Campusteam im Eiermannbau und war so ein wichtiger Pioniernutzer für den Standort.
Der IBA Campus erwies sich als enorm hilfreiches Aktivierungsformat, das den vor Jahren ins Stocken geratenen Prozess der Wiedernutzung des Baudenkmals Eiermannbau neu in Gang brachte. Ergebnis des IBA Campus' ist das Entwicklungsleitbild ›Open Factory‹, das im Anschluss und im Auftrag der IBA Thüringen in einem Nutzungs- und Finanzierungskonzept für den Eiermannbau weiter ausgearbeitet wurde. Untersucht und dargestellt werden hier verschiedene Nutzungsszenarien und Akteurskonstellationen, passfähige Eigentümer- und Betreibermodelle, Finanzierungsmodelle sowie erste Umbaustrategien. Auf die Ergebnisse dieses Konzeptes stützt sich bis heute die Projektarbeit der IBA Thüringen.
Die Ergebnisse des IBA Campus 2016 wurden im Rahmen der IBA LeerGut Konferenz am 30.6. und 1.Juli 2016 durch die Teilnehmenden des Campus selbst vorgestellt. Die Konferenz betrachtete den IBA Schwerpunkt ›LeerGut‹ ingesamt – es ging um die Opulenz leer stehender Gebäude im Flächenland Thüringen, um passfähige ökonomische und gestalterische Konzepte und angemessene, zukünftige Nutzungsmodelle. Wie der Campus fand auch die IBA Konferenz ›LeerGut‹ in Kooperation mit der Wüstenrot Stiftung statt.
26 Teilnehmende aus insgesamt acht Ländern kamen vom 15. bis 30. Juni 2016 nach Apolda und lebten und arbeiteten beim IBA Campus ›Zukunftswerkstatt Eiermannbau‹ in der noch leeren Architekturikone.
Gemeinsam entwickelte das Campus Team mit jungen Architekt:innen, Künstler:innen, Designer:innen, Stadtplaner:innen, Soziolog:innen und Ökonom:innen Nutzungsstrategien für das Gebäude.
Den Eiermannbau mit Leben zu füllen bedeutete auch, ihn vorübergehend mit allen notwendigen Versorgungsfunktionen auszustatten.
Vorprojektphase: Gebietskulisse Bahnhof Apolda
IBA Projektaufruf 2014: Bewerbungsprozess Apolda
Die Stadt Apolda hat sich mit der Projektskizze ›Apolda, Apolda – Nächster Halt Zukunft!‹ im Sommer 2014 erfolgreich auf den IBA Projektaufruf ›Zukunft StadtLand‹ beworben und wurde am 30.9.2014 als IBA Kandidat nominiert. Schwerpunkt der eingereichten Projektskizze waren acht unterschiedliche Leerstände - Einzelobjekte, wie ehemalige Industrieareale - rund um den Bahnhof Apolda. Dazu zählten unter anderem der Bahnhof selbst, die beiden großen ehemaligen Industrieareale RST und Nori und auch der Standort Eiermannbau. Die Apoldaer Projektskizze wurde als eine von 16 Bewerbungen aus den 248 eingereichten Projektskizzen zur weiteren Bearbeitung im IBA Prozess ausgewählt. Der IBA Fachbeirat, der dafür die Empfehlung ausgesprochen hat, benannte die Qualitätsfrage bei dem Apoldaer Vorhaben als entscheidendes Erfolgskriterium. Es sollen innovative und ungewöhnliche Planungsansätze entwickelt werden, die eine außergewöhnliche Gestaltung mit klar erkennbaren Alleinstellungsmerkmalen besitzen. Experimente in Bezug auf neue Standards sollten gewagt werden. Da laut Projektskizze mehrere Projektstandorte eingereicht wurden, wurde auf Prioritäten und realistische Umsetzungsetappen hingewiesen.
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- Nominierung als IBA Kandidat, 2014
Studentische Aktivierung und konzeptionelle Entwicklung des Bahnhofs Apolda 2014 bis 2017
Der leerstehende Bahnhof von Apolda wurde bereits im Sommersemester 2014 durch die Bauhaus-Universität Weimar in Kooperation mit der IBA Thüringen bearbeitet. In einem studentischen Entwurfsprojekt wurden dabei analytisch-konzeptionelle Ideen sowie erste Varianten für den Umbau und eine zukünftige Nutzung entwickelt. Die erarbeiteten Konzepte schlugen eine Nutzung als gut angebundendes Programmkino, regionalen Markt, Manufakturort und temporären Ausstellungs- und Kulturort vor. Der Projektabschluss fand als öffentliche Präsentation und Austauschmöglichkeit bei Kaffee und Kuchen im Juli 2014 im Bahnhof Apolda statt. Das Semesterprojekt wurde begleitet von externen Impulsgebern: Sally Below (sbca/CLB, Berlin), Martin Kohler (HafenCity Universität, Hamburg), Benedikt Sunder-Plassmann (Sunder-Plassmann Architekten, Utting) und Inés Aubert und Rubén Jódar (Stiftung Freizeit, Berlin).
Am 16. Oktober 2014 veranstaltete die IBA Thüringen den vierten IBA Salon zum Thema ›Bleibt alles anders. Positionen über den Leerstand‹, bei dem Jonas Büchel (Aktivist, Riga), Oliver Hasemann (ZwischenZeitZentrale, Bremen), Dr. Lucio Nardi (Steinach/Thüringen) und Dr. Ulrike Wendland (Landeskonservatorin Sachen-Anhalts) mit Dr. Marta Doehler-Behzadi, Geschäftsführerin der IBA Thüringen und Volker Hädrich von der Deutschen Bahn ins Gespräch kamen. Ergänzend zum IBA Salon zeigte die Ausstellung ›Open Station‹ die Ergebnisse des studentischen Semesterprojektes. Sie wurde im gesamten Gebäude installiert, so dass die lange leerstehenden Räume eine kurze Zwischennutzung erlebten. Auch die Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar waren anwesend und präsentierten selbst ihre Ideen zur künftigen Nutzung des Bahnhofs.
Aufbauend auf den Vorkonzepten und studentischen Aktivierungen fand zwischen 2015 und 2017 die IBA Qualifizierungsphase für den Bahnhof Apolda statt. Die LEG Thüringen wurde neue Eigentümerin des Standortes, Architekten und Fachplaner bearbeiteten das Gebäude und die im Eigentum der Stadt Apolda verbliebenen Freiflächen. Die Fertigstellung des Bahnhofsumfeldes fand pünktlich vor dem Beginn der Landesgartenschau Apolda im Jahr 2017 statt. Erste Sanierungsmaßnahmen am Bahnhofsgebäude wurden durchgeführt. Die weitere Bearbeitung des Bahnhofs als IBA Vorhaben wurde 2017 im Einvernehmen zwischen Stadt Apolda, LEG Thüringen und IBA Thüringen zugunsten der Entwicklung des Eiermannbaus als IBA Projekt beendet.
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IBA Salon ›Bleibt alles anders. Positionen über den Leerstand‹
In einem Semesterprojekt beschäftigten sich Studierende der Bauhaus Universität Weimar ein halbes Jahr intensiv mit dem Bahnhof Apolda. Im Sommer 2014 fand durch die Ausstellung ›Ausgeliehen‹ eine erste Aktivierung des Bahnhofsgebäudes statt.
Für die Ausstellung inszenierten die Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar die Schalterhalle und luden Interessierte zum gemeinsamen Austausch in den Bahnhof Apolda ein.
Im Mittelpunkt des IBA Salons ›Bleibt alles anders! Positionen über den Leerstand‹ am 16. Oktober 2014 im Bahnhof Apolda stand die Frage nach dem Umgang, der zeitweilige Nutzung und ‚Inkulturnahme’ lehrstehender Gebäude.
Parallel zum Salon wurden in der Ausstellung ›open: station‹ im Bahnhofsgebäude 300 Minuten lang die Ergebnisse und Zukunftsstrategien für das Bahnhofsgebäude aus den Semesterprojekten der Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar präsentiert.
2017 wurden im Vorfeld der Landesgartenschau in Apolda neben ersten Sanierungsarbeiten am Bahnhofsgebäude auch die Umgestaltung der Freiflächen rund um den Bahnhof durchgeführt.
Städtebaulicher Szenarioprozess Gebietskulisse Bahnhof Apolda 2016/17
Zwischen November 2016 und März 2017 führten die Stadt Apolda, LEG Thüringen und IBA Thüringen ein öffentliches, kooperatives Werkstattverfahren zur Zukunft der Gebietskulisse um den Bahnhof Apolda mit vier renommierten Planungsbüros durch. Auch das Bahnhofsumfeld war IBA Kandidat, bevor sich der IBA Prozess ab 2017 auf die Entwicklung des Eiermannbaus konzentrierte. Ziel des in Fachkreisen als Phase Null bezeichneten Verfahrens war es, über ein kooperatives Arbeitsformat ein gemeinsames Entwicklungsleitbild für die Gebietskulisse um den Bahnhof Apolda zu entwickeln und eine Verständigung zwischen allen Beteiligten über die Herausforderungen, Entwicklungsbedingungen und Nutzungsperspektiven der Kulisse herzustellen. Drei Areale im Umfeld des Bahnhofs wurden dabei im Zusammenhang bearbeitet: das ehemalige Gelände der Firma Rotationssymmetrische Teile (RST), der ehemalige Standort der Apollowerke, später Nori-Möbel-Werke, und das Bahnhofsumfeld selbst mit dem verbliebenen Wasserturm als Teil des Denkmalensembles. Auch eine erweiterte Betrachtung mit den umliegenden Kleingartenanlagen bis zum Eiermannbau fand dabei statt.
Nach einer Auftaktwerkstatt und einer Zwischenpräsentation fand im März 2017 die öffentliche Abschlusswerkstatt statt, bei welcher die vier beteiligten Planungsbüros ihre Zukunftsentwürfe der Öffentlichkeit vorstellten.
Eingeladen waren mit Modulorbeat aus Münster, der Sozietät für Architektur BeL aus Köln, Studio Vulkan aus Zürich und der EnergieWerkStadt aus Weimar vier interdisziplinär arbeitende Büros mit breiter Erfahrung. Das Werkstattverfahren wurde von dem Büro Schulten Stadt- und Raumentwicklung aus Dortmund koordiniert und moderiert. Zusätzlich zu den vier Planungsbüros waren externe Berater aus verschiedenen Disziplinen an der Qualifizierung der Entwürfe beteiligt. Vier Monate beschäftigten sie sich mit den Standorten rund um den Bahnhof. Alle vier gingen von einer künftigen Mischnutzung der Gebiete aus. Sie empfahlen eine schrittweise Entwicklung, räumten dem Bestand Vorrang vor Abriss und Neubau ein, widmeten sich Fragen der ressourcenschonenden Energieversorgung sowie den Ressourcenkreisläufen und der Stadt als landwirtschaftlicher Produktionsfläche. Die Frage nach einer neuen, postindustriellen Produktion wurde weitestgehend mit kreativen und grünen Nutzungen auf den Standorten beantwortet. Ergebnis des Verfahrens ist ein Entwicklungsleitbild sowie sieben Empfehlungen zur Entwicklung der städtebaulichen Gebietskulisse, die auch unmittelbare Anknüpfungspunkte für eine Planung und Durchführung beinhalten.
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Dokumentation Werkstattverfahren Gebietskulisse 2016/17
IBA Film ›Abschluss Werkstattverfahren Apolda‹
Momentan keine Termine
- Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (Eigentümerin)
- Internationale Bauausstellung Thüringen (Entwicklerin)
- Belius, Berlin
- b.i.g. Bechthold Ingenieursgesellschaft, Weimar
- GBI - Gesellschaft beratender Ingenieure, Erfurt
- ina Planungsgesellschaft, Darmstadt
- Ingenieurbüro Hausladen, Kirchheim
- Ingenieurbüro Matthias Münz, Weimar
- IPH Ingenieurbüro Peter Hilbig, Wickerstedt
- Raumlabor, Berlin
- Sebastian Stieß, Freier Architekt
- Station C23, Architekten und Landschaftsarchitekten, Leipzig
- Team des IBA Campus 2016
- Team des IBA Campus 2018
- Treibaus Landschaftsarchitekten, Hamburg mit Renée Tribble, Umschichten, Teleinternetcafe
- Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg
- Ammon Baubeschläge, Hermsdorf
- D-I-E Elektro AG, Jena
- GaLaBau-Lindenlaub, Weimar
- Glöckner Bau, Greußen
- KÖSSEL-Heizungsbau GmbH, Apolda
- MMS Metall- und Maschinenbau GmbH, Magdala
- Metallbau Reif, Arnstadt
- Palmen GmbH, Aachen
- PRA Industriefußboden GmbH, Jena
- RB Stahl- und Metallbau, Apolda
- Ralf Grebe GmbH, Ilmtal-Weinstraße
- Reichmann Gebäudetechnik, Bad Berka
- Spezialbau Erfurt GmbH, Erfurt
- Zehnder Group Deutschland GmbH, Lahr (Vertrieb Erfurt)
- Bau und Aufbau IBA Gewächshäuser 2018:
Tobias Grabowski, Hannes Heitmüller, Simon Martini, Nicolas Schüller, Till Teubner, Katharina Wittke - Bauteam Open Factory 2022:
Mirjam Bauer, Laura Eleana Bein, Carl-Jim Bohlen, Denise Dilje, Tillman Gebauer, Constantin Paul Graw, Valentin von der Haar, Helena Judith Heckenbach, Mats Kröhnert, Hannah Langels, Jan Overmeyer, Paul Jonathan Räpple, Felix Stockhausen, Felix Tinneberg
Katja Fischer
Projektleiterin
Telefon +49 3644 51832-11
katja.fischer@iba-thueringen.de
Dorothee Schmidt
Vermietung und Vermarktung
Telefon +49 3644 518 32-06
dorothee.schmidt@iba-thueringen.de
Alexander Stief
Projektmitarbeiter Open Factory
Telefon +49 3644 518 32-03
alexander.stief@iba-thueringen.de
- Gespräch mit Sabine Wosche, IBA Magazin 2022
- Rahmenplan zur Freifläche Open Factory
- Dokumentation ›Freiflächenkonzept‹
- Artikel Katja Fischer, IBA Magazin 2021
- Dokumentation ›Ressourcenschutzkonzept‹
- Dokumenation ›Eintritt frei!‹
- Dokumentation ›Hotel Egon‹
- Do it yourself Gewächshausbüro
- Artikel IBA Magazin 2020
- IBA Logbuch, Stand 2019
- Interview IBA Magazin 2017
- Artikel Baukulturbericht 2022 (S. 106-107/119)
- Katja Fischer Bausubstanz 1.2021
- Artikel Politik und Kultur 5.2020
- Artikel Bauwelt 26.2019
- Artikel Bauwelt 16.2019
- Artikel DAB 11.2018
- Artikel Planungspraxis kleiner und mittlerer Städte in Deutschland 2017
- Artikel DAB 5.2017
- Artikel Arch+ 228, Rurban Apolda
- Artikel Arch+ 228, Eiermannbau Apolda
- Artikel Florian Heilmeyer 2016