Nordhausen, Klima-Gestaltungsplan

Nordhausen, Klima-Gestaltungsplan

Roadmap Nordhausen 2050

Der Landkreis Nordhausen will seinen Energiebedarf bis 2050 vollständig klimaneutral decken. Dazu müssen die Auswirkungen des durch den Menschen verursachten Klimawandels in Stadt und Land erfasst werden. Nur so können entsprechende Schritte für den Klimaschutz ausgearbeitet und dabei Baukultur und Kulturlandschaft berücksichtigt werden, denn die Maßnahmen zur Erneuerung der Energiesysteme sind zwangsläufig mit deutlichen bau- und landschaftskulturellen Veränderungen verbunden.

Der Klima-Gestaltungsplan zeigt auf, wie vor diesem Hintergrund eine klimaneutrale energetische Transformation und Klimaanpassungsstrategie in einer neu verzahnten StadtLand-Klimaregion wie Nordhausen aussehen könnte. Er dient einerseits als Basis für teilhabebezogene Kommunikationen der künftigen Landschaftstransformation, andererseits ist der informelle Klima-Gestaltungsplan als Instrument und Methode so ausgestaltet, dass er Eingang in formelle Planungen wie Regionalpläne, Flächennutzungspläne, Landschaftspläne und ähnliches finden kann.

Die Hochschule Nordhausen erarbeitete den Klima-Gestaltungsplan von 2018 bis 2021 gemeinsam mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und dem Thüringer Institut für Nachhaltigkeit und Klimaschutz Jena im Rahmen eines Forschungsprojekts als ›Entwicklungsplan Energie, Klima und Raumgestaltung« für Stadt und Landkreis Nordhausen. Anhand eines raumbilderhaltenden und raumbildgestaltenden Szenarios wurden die potenziellen Entwicklungsmöglichkeiten für die CO₂-Neutralität untersucht und im Ergebnis festgestellt: Eine Nullemission von Treibhausgasen bei der Energieversorgung lässt sich bis 2050 nur mit deutlichen Veränderungen des Stadt- und Raumbilds erreichen. Die Veränderungen des Umlands sind dabei stärker ausgeprägt als die im städtischen Raum. Der Strombedarf kann vollständig gedeckt werden, obwohl der Wandel hin zur E-Mobilität einen deutlichen Mehrbedarf generiert. Jedoch ist der unterstellte maximale Anteil an landwirtschaftlichen Nutzflächen für die Erzeugung von Brennstoffen bzw. Energiepflanzen im Umfang von 20 Prozent für eine vollständige Wärmeversorgung noch zu gering. Das ›Wärmedefizit‹ muss durch einen ›Stromüberschuss‹ kompensiert werden, den wiederum ein hoher Anteil von Wärmepumpen an der Wärmeversorgung ermöglichen würde.

Ein Schwerpunkt des Gestaltungsplans ist der Umgang mit den Konflikten zwischen der notwendigen Bereitstellung von erneuerbaren Energiesystemen, den erforderlichen Anpassungen an den Klimawandel und das Herausarbeiten von sinnvollen und kommunal umsetzbaren Möglichkeiten. So wurden grundlegende Gestaltungsprinzipien für Landschafts- und Stadtraumtypen konzipiert, die die Anforderungen aus dem Ausbau der erneuerbaren Energien und den Klimaanpassungsmaßnahmen mit kulturlandschaftlichen Gestaltungsmaßnahmen in Einklang bringen. Zweitens wurden quantitative Zielwerte für die kommunalen Verwaltungseinheiten entwickelt, die mit Hilfe von ›Klimasonnen‹ als Instrument zur Erfolgskontrolle veranschaulicht werden. Die Klimasonne bezieht sich auf die Potenziale des betrachteten Raums und bildet 17 Kennwerte in den Bereichen Energie und Mobilität, Klimawandelanpassung und Gestaltung von Stadt- und Landschaftsraum gleichrangig ab. Sie dient der Darstellung messbarer Ziele zur Anpassung an den Klimawandel und zum Ausbau erneuerbarer Energien. Die Daten basieren grundsätzlich auf öffentlich zugänglichen Quellen und sind damit für ein wiederkehrendes Monitoring geeignet. Und drittens wurden Empfehlungen für den Regionalplan Nordthüringen und die vorbereitende Bauleitplanung sowie für kommunale Satzungen, Festsetzungen in Bebauungsplänen und Klimavereinbarungen mit kommunalen Akteur:innen formuliert. Denn nicht nur in Nordthüringen, sondern auch in anderen Regionen Deutschlands leiden die kommunalen Planungsverwaltungen unter einer niedrigen Personaldecke und einem hohem Planungsbedarf. Der Klima-Gestaltungsplan bietet hier Unterstützung und ist nicht zuletzt ein Plädo-yer für mehr Investition in die Verwaltung, in die Öffentlichkeitsarbeit und das Transformationsdesign.

Anhand von Veranstaltungen und einer Wanderausstellung durch den Landkreis Nordhausen wurden die Ergebnisse öffentlich vorgestellt und diskutiert. Ein intensiver weiterer Beteiligungsprozess ist Bestandteil des Konzepts, damit der Klima-Gestaltungsplan breit angewendet und die Ziele bis 2050 realisiert werden können.

Die methodische Konzeption zeigt, wie die Anforderungen der Energiegewinnung und Klimaanpassung mit der Raumgestaltung in Einklang gebracht werden. Grafik: Lamm & Kirch mit Caspar Reuss

 

Projektprozess 
Klimaregion Nordhausen im IBA Finale 2023
01. März 2023

Klimaregion Nordhausen im IBA Finale 2023

Verbundprojekt ›KlimaKultur‹ abgeschlossen
02. September 2021

Verbundprojekt ›KlimaKultur‹ abgeschlossen

Abschlussforum zur ›Zukunftsstadt Nordhausen‹
14. März 2016

Abschlussforum zur ›Zukunftsstadt Nordhausen‹

Die an diesem Abend gebildete Redaktionsgruppe aus Bürger:innen und Verwaltung kümmerte sich um die Gestaltung der Zukunftszeitung für Nordhausen und um die Formulierung des Abschlussberichts (siehe Links/Material).

Die an diesem Abend gebildete Redaktionsgruppe aus Bürgern und Verwaltung wird sich nun um die Gestaltung einer Zukunftszeitung und um die Formulierung des Abschlussberichts kümmern. Beide Teile bilden zusammen mit dem ›Zukunftsbild-Nordhausen‹ den Wettbewerbsbeitrag, den Nordhausen beim Bundesministerium für Bildung und Forschung im Sommer einreichen wird. Die Jury des Ministeriums wird anschließend die 20 vielversprechendsten Beiträge aus den 51 Teilnehmerstädten auswählen, welche dann die Förderung für die zweite Phase des Wettbewerbs erhalten.

Bürgerwerkstätten für Zukunftsstadt
22. Februar 2016

Bürgerwerkstätten für Zukunftsstadt

Anwesend waren interessierte Bürger:innen, Schüler:innen und Studierende, Bürgermeister:innen aus den Gemeinden der Region Nordhausen, die Stadtwerke, Wohnungsgesellschaft und –genossenschaft, Vereine, Energiegenossenschaften.

Ergebnis des ersten Tages: Viele Projekte für eine Zukunftsstadt sind in Nordhausen und im Landkreis bereits Realität. So gibt es beispielsweise Bürger:innen, die ihr Auto der Gemeinschaft zur Verfügung stellen, indem sie es stunden- oder tageweise vermietet. Andere Initiativen, wie beispielsweise die Bürgerstiftung Park Hohenrode engagieren sich schon seit Jahren für die Grundflächenentwicklung in der Region. Unternehmen wie die städtische Wohnungsgesellschaft investieren bereits in Projekte zur Gestaltung des energetischen Wandels.

Einen kurzen Input zu den Themen der drei Arbeitsgruppen ›Gemeinsam investieren‹, ›Gemeinsam Verhalten ändern‹ und ›Gemeinsam motivieren‹ gaben der Kommunikationsdesigner Prof. Steffen Schuhmann von der Kunsthochschule Berlin Weissensee, die Projektleiterin Kerstin Faber von der IBA Thüringen, der Vorsitzende des Vereins Bürgerenergie Thüringen Matthias Golle sowie Prof. Dagmar Everding vom Lehrstuhl Ökologischer Stadtumbau der Hochschule Nordhausen.

Mobil in die Zukunft

Im Januar 2016 trotzten wieder rund 70 Teilnehmer:innen dem Wintereinbruch und kamen zur zweiten Bürgerwerkstatt, um eine Stadt-Land-Mobilität für das Jahr 2030 zu entwerfen. Den fachlichen Einstieg der Veranstaltung lieferten die beiden Referenten und Experten für Mobilität Prof. Dr. Gather von der FH Erfurt und Dr. Wilde von der Goethe-Universität Frankfurt. So stellte sich unter anderem heraus, dass im Durchschnitt ein Fahrzeug zu 95% ungenutzt bleibt, ein öffentlicher Parkplatz uns alle statistisch aber 10.000 Euro pro Jahr dafür kostet. Ein CarSharing Auto ersetzt wiederum bis zu acht Privat-Pkws – und würde uns damit um 80.000 Euro pro Jahr erleichtern. Neben diesen Informationen wurden zahlreiche praktische Beispiele zu innovativen und bewegenden Initiativen und Projekten vorgestellt. In drei Arbeitsgruppen wurde anschließend weitergearbeitet.

In der ersten Arbeitsgruppe unter dem Titel ›Nordhausens Nahverkehr gesichert in die Zukunft‹ kamen die Möglichkeiten und Wege zur Sprache, den Nahverkehr in Stadt und Landkreis dauerhaft zu sichern. So wurde über einen ticketlosen ÖPNV im gesamten Landkreis und die Möglichkeiten eines Bürgerbusvereins für Nordhausen diskutiert.

Die zweite Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit dem Thema ›Teilen statt besitzen‹, eine Überzeugung mit Nachholbedarf in Sachen Anhängerschaft. Die Wege zu einem sicheren und lebenswerten Straßenraum wurden in der dritten Arbeitsgruppe besprochen. Initiativen wie autofreie Tage, Rad- und Fußverkehrs-Apps mit Belohnungssytem und Lastenraddienstleistungen wurden vorgeschlagen.

Innovativ denken, realistisch handeln

Im Februar 2016 fand die 3. Bürgerwerkstatt, wieder mit rund 70 Teilnehmer:innen, statt. Diesmal zum anspruchsvollen Thema energetischer Stadtumbau.

Die Hochschule Nordhausen ist als Forschungs- und Bildungseinrichtung eine Quelle für Fachwissen. Prof. Dr. Dagmar Everding und Prof. Dr. Rainer Große stellten am Beginn der Veranstaltungen die aktuellen Forschungsschwerpunkte der Hochschule vor. In den Arbeitsgruppen berichteten Studierende von Semesterprojekten, in denen sie konkrete Vorschläge für den energetischen Stadtumbau in Nordhausen erarbeiteten. Christina Sager-Klaus vom Fraunhofer Institut für Bauphysik in Kassel betonte in ihrem Einstiegsvortrag die Notwendigkeit, Projekte zu initiieren, die sich langfristig eigenwirtschaftlich entwickeln können. Der Stadtumbau muss vor allem aus dem Bestand gedacht werden.

Innovativ denken und realistisch handeln war dann auch das Ergebnis der ersten Arbeitsgruppe ›Energetischer Umbau von Stadtquartieren‹. Die technischen Mittel zur Erzeugung Erneuerbarer Energien (EE) stehen bereits zur Verfügung. Vorhandene Infrastrukturen müssen auf die Nutzung von EE geprüft und umgestellt werden. Energetischer Stadtumbau bedeutet aber auch, kurze Wege zu ermöglichen. Die Einsparung von CO2 steht an erster Stelle, ebenso die soziale Verträglichkeit. Energetischer Stadtumbau muss daher immer mit einer sozial-räumlichen Qualifizierung zusammengedacht werden und darf nicht nur vor dem Hintergrund der energetischen Optimierung erfolgen.

Den Einstieg und die fachliche Begleitung der zweiten Arbeitsgruppe zum Thema ›Energielandschaft StadtLand gestalten‹ gab Prof. Dr. Doris Gstach, die die Professur Freiraumplanung und Landschaftsgestaltung an der FH Erfurt inne hat. Der Wandel im System der Energieerzeugung und Ressourcennutzung hat immer Auswirkungen auf die Landschaft gehabt. Zeugnisse historischer Produktionslandschaften werden heute größtenteils akzeptiert, sogar als natürlich ästhetisch empfunden. Dies muss auch für die aktuelle Energiewende gelten. Dabei müssen Freizeitlandschaft, Naturschutz und produktive Landschaft – ob landwirtschaftlich oder energetisch – viel stärker als eine Einheit zusammen gedacht werden. Es wurde anschließend diskutiert, wie ein Handbuch für Best Practice-Beispiele für die Region entstehen kann.

Die dritte Arbeitsgruppe ›Vom Altbau zum energetischen Traumhaus‹ beriet der Architekt Steffen Langner von ADOBE Architekten aus Erfurt. Ergebnis: Es müssen immer Individuallösungen gefunden werden, die eine nachhaltige soziale, ökonomische und ökologische Entwicklung ermöglichen. Eine Blaupause gibt es nicht. Darüber hinaus wurden konkrete Maßnahmen - wie beispielweise das Nutzen regionaler Ressourcen als nachhaltige Baustoffe für den Wohnungsbau und der Verzicht auf Verbundstoffe – diskutiert.

Startschuss für die ›Zukunftsstadt‹
27. Oktober 2015

Startschuss für die ›Zukunftsstadt‹

IBA Fachbeirat empfiehlt Kandidatenstatus für die Klimaregion Nordhausen
30. September 2014

IBA Fachbeirat empfiehlt Kandidatenstatus für die Klimaregion Nordhausen

Kalender 

Momentan keine Termine

Ort 
Nordhausen
Deutschland
​Förderung

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit: Förderung von Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels

IBA Projektleiterin