Region Seltenrain

Region Seltenrain, Landzentrum

Kollektives Umbauen auf dem Land

Die gemeindeübergreifende Stiftung Landleben und der angeschlossene Verein Landengel e.V. bauen ein neues Gesundheits-, Pflege- und Versorgungsnetzwerk in der Dorfregion Seltenrain auf. Neben den Gesundheitskiosken gehört dazu auch das Landzentrum in Sundhausen mit Gesundheitsangeboten und Dienstleistungen unter einem Dach. Das früher als Dorfkonsum genutzte Gebäude wird dazu im Rahmen von Bauhütten umgestaltet. Gemeinsam mit den Partner:innen vor Ort und der IBA Thüringen organisiert das Fachgebiet CODE von der TU Berlin diese praxisorientierten Veranstaltungen mit Unterstützung der Sto-Stiftung federführend. Zukünftiger Träger des neuen, gesamten Gesundheitskonzeptes ist die im Oktober 2022 von Stiftung Landleben und OptiMedis AG gegründete Gesundes Landleben GmbH. 

Die Idee des Landzentrums verfolgt die Entwicklung von zwei Standorten: dem leerstehenden Konsum und einem nahegelegenen Dreiseitenhof. Eine erste Untersuchung im Jahr 2020, erarbeitet im Auftrag der IBA von Atelier Fanelsa und L.I.S.T. GmbH aus Berlin, entwickelte dazu einen strategischen Vorschlag für den Umgang mit dem Bestand: ein minimalinvasiver Eingriff für den Konsum und ein Weiterbauen des Dreiseitenhofs.

Das ehemalige Konsumgebäude am Anger ist im Besitz der Gemeinde Sundhausen und steht seit 2018 leer. Ziel des Umbaus ist ein kleinstmöglicher Eingriff mit größtmöglicher Wirkung. Foto: Christoph Große

Der Bauhüttenprozess unterstützt das IBA Projekt Landzentrum mit der Konzeption und Umsetzung des minimalinvasiven Eingriffs am Konsum seit 2021. Durch die Kollaboration von Stiftungen, Hochschulen, Berufsschulen, Handwerk, Vereinen und der Bevölkerung wird im Rahmen der IBA Thüringen die Entwicklung des ländlichen Raums aus diversen internationalen und lokalen Perspektiven vorangetrieben und anhand von Modellprojekten im 1:1 Maßstab erprobt. Der experimentelle Charakter des Vorhabens in Sundhausen dient der Entwicklung von Umbauten einerseits und der Entwicklung neuer, kollaborativer Prozesse andererseits.

Als Lösung für eine neue Nutzung des ehemaligen Konsums wurde das Box-in-Box-Konzept angewendet. Es gliedert nicht nur die Räume und Nutzungen neu und ermöglicht durch Wandverschiebungen eine flexible Unterteilung - durch die Holzständerkonstruktion mit Holzfaserdämmung wird auch mit wenigen Eingriffen ein neues Raumklima geschaffen. Die Wärmeversorgung wird über Infrarotstrahler erzeugt. Zukünftig ist die solare Stromerzeugung geplant. Foto: Christoph Große

Vor dem Hintergrund des Klimawandels steht das zirkuläre Bauen, also die Wiederwendung von Material aus dem Baustoffkreislauf im Vordergrund. Dazu schenkte das Het Nieuwe Instituut Rotterdam das Material des von MVRDV gestalteten temporären, pinkfarbenen Holzdachs der Stiftung Landleben. Foto: Ossip van Duivenbode

Das Material wurde bei der 5. Bauhütte in Sundhausen verbaut.

Und die Veldacademie Rotterdam schickte Holzmodule eines mobilen Theaters für die 5. Bauhütte nach Thüringen.

Mit einem Aufruf an die Region Sundhausen und darüber hinaus wurden zusätzlich Textilien zur Wiederverwendung gesammelt.

Ziel des Bauhüttenprozesses ist es, alle am Bau beteiligten Akteur:innen frühzeitig durch Runde-Tisch-Gespräche und Workshops einzubinden und die Bauhütte als ein Format des Austauschs und Diskurses wie auch dea Planen und Bauens gleichermaßen zu begreifen, in dem interdisziplinär und gewerkübergreifend agiert werden kann. Im Rahmen der IBA Thüringen wird untersucht, inwieweit das kollektive Bauen auf dem Land neue Impulse für Baukutur setzen und verstetigt werden kann. Dabei geht es um Fragen des Standards genauso wie um den ressourcenschonenden Umbauen, Verwendungsmöglichkeiten von biobasierten Materialien, Prozesse des Bauens und der Technologie sowie Förderung der experimentellen Gestaltung.

Insgesamt fünf Bauhütten wurden bereits erfolgreich durchgeführt. Zur fünften Ausgabe der Bauhütte, die vom 17. bis 25. September 2022 stattfand, gab es internationale Beteiligung: Die Veldacademie Rotterdam mit der TU Delft, die TU Wien, die PUC Santiago de Chile, die Bauhaus-Universität Weimar und Maler-Fachschulen aus ganz Deutschland haben Akteur:innen nach Sundhausen entsandt.

Seit Frühjahr 2022 wird das Landzentrum bereits aktiv als Bürgermeisterei, Dorfkümmerei, Vereinerei genutzt und soll zukünftig auch ein neues Modell für Mietarztpraxen beinhalten. Bis Ende 2023 wird an der weiteren sukzessiven Umsetzung gearbeitet und der Prozess öffentlich ausgestellt. Das Bauhüttenprojekt ist als Lernmodell zu verstehen, wie neue Impulse in struktur- und finanzschwachen Gemeinden und Regionen durch einen kollektiven Gestaltungs- und Bauprozess entstehen und zu einer neuen Form von baukultureller Vermittlung führen können.

Projektprozess 
Landzentrum im IBA Finale 2023
01. März 2023

Landzentrum im IBA Finale 2023

5. Bauhütte von IBA Projekt Landzentrum gestartet
23. September 2022

5. Bauhütte von IBA Projekt Landzentrum gestartet

Landengel e.V. wird IBA Projekt
02. September 2022

Landengel e.V. wird IBA Projekt

Ehemaliger Konsum wird bei 4. Bauhütte neue Dorfmitte in Sundhausen
02. März 2022

Ehemaliger Konsum wird bei 4. Bauhütte neue Dorfmitte in Sundhausen

Der ehemalige Konsum soll zum neuen Dorfmittelpunkt in Sundhausen werden und unter anderem als Treffpunkt, Arbeits- und Ausstellungsort aber auch als Standort für weitere Bauhüttenprozesse dienen.

Der experimentelle Charakter des Vorhabens dient den Studierenden und Junghandwerkern der Entwicklung von prototypischen Holz(Ein-)Bauten für eine zukünftig flexible Raumnutzung und übt gleichzeitig gemeinschaftliche Prozesse.

Dem Gedanken sogenannter ›Bauhütten‹, also früheren Werkstattverbänden folgend, wurden alle Baubeteiligten frühzeitig in die Planungen eingebunden und interdisziplinär und gewerkübergreifend gearbeitet. Damit gestalten unterschiedlichste Akteure das DesignBuild-Projekt: Stiftungen, Vereine, die Öffentliche Hand, Universitäten, Berufsschulen und die Bevölkerung können besonders im ländlichen Raum mit gemeinsamer Kraft neue und ungewöhnliche Ideen entwickeln und Lösungen schaffen, um den ländlichen Raum zu stärken.

Projekthintergrund

›DesignBuild‹ beschreibt einen Prozess, bei dem die Planung und Realisierung eines Bauwerks von der ersten Idee an in einer Hand liegt. In der Architektur ist DesignBuild mittlerweile eine alternative Forschungs-, Lern- und Lehrform, die gesellschaftliches Engagement mit theoretischem und praktischem Lernen verbindet. Somit werden Lehre, Forschung und Praxis unmittelbar zusammengeführt. So widmeten sich in der ersten Bauhütte im September 2021 die Studierenden der TU Berlin der Frage, wie dem zivilen Aufbruch in der Dorfregion Seltenrain kleinmaßstäblich Gestalt gegeben werden kann. Nach einer ersten, temporären Umnutzung des ehemaligen Konsums und Ortsanalysen entwarfen und bauten die Beteiligten erste Holzmöbel, die Außen- und Innenraum des Konsums verbinden und sehr flexibel einsetzbar sind. Zur zweiten Bauhütte im Dezember 2021 wurden weitere Entwürfe und Transformationsideen für den Konsum erarbeitet, die vor Ort diskutiert wurden. Mit der dritten Bauhütte wurden die finalen Entwürfe der neuen prototypischen Ein- und Anbauten aus Holz innerhalb von 14 Tagen bis Anfang März 2022 gemeinsam realisiert.

Das Projekt wird von der Sto-Stiftung unterstützt, die damit erstmals die beiden Stiftungszweige Architektur und Handwerk zusammenführt. In der Zusammenführung von Architekturstudierenden und Nachwuchskräften aus dem Bauhandwerk soll über die konkrete Zusammenarbeit am Bau ein besseres Verständnis der Bauaufgabe, Wissen und Austausch gefördert werden.

Das Projekt nimmt außerdem Bezug auf das Thema ›LeerGut‹ der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen. Sie unterstützt die Stiftung Landleben und den Verein Landengel bei den Planungen von Gesundheitskiosken und einem Landzentrum in der Region. Der neue Dorfmittelpunkt in Sundhausen wird für die weitere Entwicklung dieser Projekte als Treffpunkt, Arbeits- und Ausstellungsort und für weiterer Bauhüttenprozesse dienen.

Projektpartner

TU Berlin, CODE | Entwerfen und Baukonstruktion
Vertreten durch Prof. Ralf Pasel und Studierende des Instituts für Architektur

Das DesignBuild-Projekt der TU Berlin widmet sich den Fragen, wie dem Aufbruch auf dem Land kleinmaßstäblich Gestalt gegeben werden kann. Im Rahmen des Projekts gestalten die Beteiligten den ehemaligen Konsum zeitlich begrenzt in eine Bauhütte um. Hierbei geht es um eine tiefgehende Ortsanalyse sowie das Entwerfen und Bauen eines Tischs. Außerdem soll das Projekt die Frage beantworten, wie ein erstes (bauliches) Zeichen gesendet werden kann.

Landengel e.V.
Vertreten durch Christopher Kaufmann, Vereinsvorsitzender und Bürgermeister von Sundhausen

Der gemeindeübergreifende Verein Landengel und die Stiftung Landleben wollen gemeinsam ein neues Gesundheits-, Pflege- und Versorgungsnetzwerk in der Dorfregion aufbauen. Dazu gehören ein Landzentrum mit Kita, Tagespflege sowie verschiedenen Gesundheitsangeboten und Dienstleistungen unter einem Dach. Dazu kommen ›Gesundheitskioske‹ als Anlaufstelle und dezentraler Treffpunkt für Versorgungsfragen und Beratungen in den beteiligten Orten, die gemeinsam mit der IBA Thüringen umgesetzt werden.

Stiftung Landleben
Vertreten durch Frank Baumgarten, Vorstandsvorsitzender

Die vier Gemeinden Blankenburg, Kirchheilingen, Sundhausen und Tottleben haben vor mehr als zehn Jahren gemeinsam mit der Agrargenossenschaft die Stiftung Landleben gegründet. Stiftungsziele sind die Umsetzung altersgerechten Wohnens und die Wiederbelebung der ländlichen Bausubstanz sowie, ganz allgemein, die Versorgung des ländlichen Raums. Die Stiftung kümmert sich um Fragen der Daseinsvorsorge und Lebensqualität. Bis heute hat sie barrierefreien Wohnraum auf innerörtlichen Brachen geschaffen, Sanierungsprojekte für leerstehende Häuser angestoßen und ein ehrenamtliches Mobilitätsangebot für ältere Menschen eingeführt.

IBA Thüringen
Vertreten durch Marta Doehler-Behzadi, Geschäftsführerin, und Kerstin Faber, Projektleiterin

Die IBA Thüringen ist ein über zehnjähriges Planungs- und Baukulturformat mit Abschluss im Jahr 2023. Unter dem Motto StadtLand arbeitet sie in Kooperation mit verschiedenen Partnern beispielhaft an nachhaltigen Projekten mit einem innovativen Gestaltungsanspruch. Das DesignBuild-Projekt in Sundhausen dockt sich thematisch u.a. an den IBA Schwerpunkt LeerGut an, der sich intensiv mit dem Bestand als Ressource und den Potentialen des Um-  und Weiterbauens in ländlichen Räumen auseinandersetzt.

Sto-Stiftung
Vertreten durch Till Stahlbusch, Stiftungsvorstand

Die gemeinnützige Sto-Stiftung fördert das DesignBuild-Projekt nicht nur finanziell. In der Zusammenführung von Architekturstudierenden und Kräften aus dem Bauhandwerk soll über die konkrete Zusammenarbeit am Bau der gegenseitige Austausch von Erfahrungen, Wissen und Denkweisen, von ›Kopf und Hand‹ also, gefördert werden mit dem Ziel, ein gemeinsames Verständnis der Bauaufgabe zu entwickeln. In diesem Sinne kann das Projekt auch als Prototyp künftiger Ausschreibungen im DesignBuild-Bereich verstanden werden.

Erfolgreicher DesignBuild Auftakt in Sundhausen!
19. November 2021

Erfolgreicher DesignBuild Auftakt in Sundhausen!

Landengel e.V. wird IBA Kandidat
30. September 2018

Landengel e.V. wird IBA Kandidat

Kalender 

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Ort 
Landzentrum
Am Anger 74
99947 Sundhausen
Deutschland
Projektträger:innen
Projektpartner:innen
Förderung Bauhütten
IBA Projektleiterin