Schwarzatal, Wasserfrische
Neue Orte an der Schwarza
Um ländliche Regionen zu fördern, müssen die Potenziale der Kulturlandschaften zu Tage treten. Ein Austausch steht meist am Anfang solcher regionaler Entwicklungen. Im Schwarzatal knüpfte man mit der Suche nach einem zukunftsfähigen Landschaftsbild an die bereits bestehenden Visionen und Aktivitäten der regionalen Akteur:innen an.
In Meuselbach-Schwarzmühle wird ein Wanderplatz und Wassergarten entstehen. Plangrafik: MAN MADE LAND & fabulism
Am Bahnhof Obstfelderschmiede entsteht ist ein grüner Verweilort. Plangrafik: MAN MADE LAND & fabulism
So organisierten und begleiteten 2018 die Zukunftswerkstatt Schwarzatal e. V., die LEADER Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt e. V. und die IBA Thüringen ein kooperatives Werkstattverfahren, an dem vier Teams teilnahmen. Sie untersuchten räumliche Qualitäten und Potenziale des Schwarzatals, um daraus Landschaftsbilder für die Zukunft zu schaffen. Eingebunden war das Vorhaben in das Bundesprogramm Modellvorhaben der Raumordnung.
Der Entwurf der Bürogemeinschaft MAN MADE LAND & fabulism wurde von einem Komitee aus Fach- und Sachmitgliedern favorisiert: Slow Landscape Schwarzatal — Sommerfrische am Panoramawegnetz. Er analysiert treffend die landschaftlichen, wirtschaftlichen und touristischen Qualitäten, aber auch die Defizite des Schwarzatals. Dabei greift er das bereits etablierte Thema der Sommerfrische auf und entwickelt das Profil zeitgenössisch weiter, hin zur Wasser-, Wald- und Wiesenfrische. Die Wasserfrische konzentriert sich auf die Schnittstellen von Wanderwegen, Wasser und Ortschaft. So sollen sich einfache, attraktive Begegnungsräume an der Schwarza bilden.
Im Prozess entstanden die zwei IBA Projekte Wasserfrische Obstfelderschmiede und Schwarzmühle. In diesen beliebten Orten werden Mini-Topografien für besondere Wasser-, Landschafts- und Naturerlebnisse gestaltet. Im Ortsteil Schwarzmühle wurde unweit der Bahnstation der Schwarzatalbahn und des Startpunkts zum Panoramaweg der Standort gewählt. Hier wird ein Wanderplatz und Wassergarten eingerichtet. In Obstfelderschmiede, die Talstation der Thüringer Bergbahn, ist ein Kräutergarten zum Verweilen im Grünen geplant. Beide Vorhaben werden 2023 umgesetzt.
Die Wasserfrische ist Teil der IBA Projektfamilie im Schwarzatal.
Wasserfrische Orte Schwarzmühle und Obstfelderschmiede im IBA Finale 2023
Die zweite Etappe der finalen IBA Tour führte den Fachbeirat und das Team der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen am 23. Februar 2023 ins Schwarzatal. Dort überreichte die IBA Geschäftsführerin Marta Doehler-Behzadi an die IBA Projektträger:innen Kathrin Kräupner, Bürgermeisterin der Landgemeinde Stadt Schwarzatal in der VG Schwarzatal und Diana Saager, Leiterin der DB RegioNetz Infrastruktur GmbH / Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn (OBS), die Urkunden zur Aufnahme in die IBA Abschlusspräsentation. Dieser symbolische Akt ist die finale Auszeichnung, welche ein Projekt im Rahmen der IBA Thüringen erreichen kann.
IBA Projekt ›Wasserfrische‹ erhält Förderung
In Schwarzmühle und Obstfelderschmiede - beides Ortsteile der Landgemeinde Stadt Schwarzatal - soll die schöne Landschaft entlang des Flusses Schwarza aufgewertet werden. Die beiden Standorte des IBA Projekts ›Wasserfrische Schwarzatal‹ sind Bahnstationen und Startpunkte zum wunderschönen Panoramaweg. In Schwarzmühle ist ein Wanderplatz und Wassergarten sowie am Bahnhof Obstfelderschmiede ein grüner Verweilort geplant. Das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft fördert die Vorhaben nun zu 90% bei einem Gesamtvolumen von rund 600.000 EUR. Projektträgerin ist die Landgemeinde Stadt Schwarzatal in Kooperation mit DB RegioNetz Infrastruktur GmbH Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn und dem Hotel Waldfrieden.
Die Wasserfrische ist als Pilotprojekt aus einem Entwurf von den Architektur- und Landschaftsarchitekturbüros ›MAN MADE LAND‹ und ›fabulism‹ hervorgegangen. Dieser Entwurf war 2018 Ergebnis des kooperativen Werkstattverfahrens ›Zukunftsfähiges Landschaftsbild Schwarzatal‹, organisiert vom Verein ›Zukunftswerkstatt Schwarzatal‹ mithilfe des Modellprogramms der Raumordnung des Bundes (MORO), der IBA Thüringen sowie in Kooperation mit der LEADER Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt.
IBA Fachbeirat empfiehlt Projektstatus für ›Wasserfrische‹
IBA Kandidat wird, wer gute Ideen und Konzepte für das StadtLand vorweisen kann. In einem anschließenden Qualifizierungsprozess mit Workshops, Studien, Wettbewerben und ersten Planungen reifen diese Ideen zu Projekten, an die ein hoher Maßstab angelegt wird. IBA Projekte sollen für die Entwicklung Thüringens und darüber hinaus Referenz und Vorbild sein.
Der IBA Fachbeirat hat am 5. März für die Wasserfrische den IBA Projektstatus empfohlen.
Schwarzburger Gespräche zum ›Zukunftsfähigen Landschaftsbild Schwarzatal‹
2018 hatte die anstehende Gebietsreform viele Diskussionen ausgelöst. 2019 wurde eine Verwaltungsgemeinschaft im Schwarzatal gebildet, auch wenn nicht alle bestehenden Kommunen für eine einheitliche Verwaltungsstruktur Schwarzatal zu gewinnen waren. Aber unabhängig davon – der großartige Landschaftsraum mit seiner bedeutenden Kulturgeschichte wird weiter bestehen bleiben.
Wie aber soll und kann sich die Kulturlandschaft des Schwarzatals in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entwickeln? Wie können wir sicherstellen, dass sie sowohl für Einheimische wie auch für Gäste attraktiv bleibt? Und wer sind die Akteure und Entscheidungsträger, die für eine gute Entwicklung Sorge tragen, wenn es keine gemeinsame politische Verwaltungsstruktur mehr gibt?
Mit diesen Fragen, vor der in ähnlicher Weise auch andere Kulturlandschaften stehen, haben sich die Schwarzburger Gespräche am 24. und 25. August 2018 im Torhaus von Schloss Schwarzburg beschäftigt. Dank dem bundesweiten Modellprogramm der Raumordnung (MORO) und der IBA Thüringen bestand außerdem die Möglichkeit, vier internationale Landschaftsarchitekturbüros zu beauftragen, am Kooperativen Werkstattverfahren ›Zukunftsfähiges Landschafsbild Schwarzatal‹ teilzunehmen.
Alle am Kooperativen Werkstattverfahren beteiligten Teams:
Favorisierte Arbeit: man made land – Prof. Anna Lundquist, Lena Flamm & fabulism: Mirko Andolina
A24 Landschaft - Steffan Robel, Lola Meyer, Jan Grimmek, Jürgen Höfler, Olivia Grandi
Station C23 - Prof. Sigrun Langner, Michael Rudolph, Mara Trübenbach, Anna Bauch & herr meier licht: Jürgen Meier
bauchplan ).( - Kay Strasser, Tina Roj, Victoria Wakulicz, Elisabeth Judmair, Julia Ulrich, Wasim Dery, Fernando Nebot Gomez, Arnaud Calatayud, Abdelrahman Gamil, Julia Merkle, Nicolas Posso Vidales, Jonas Hammerer, Polina Palo, Thomas Meyer, Michael Franke, Marie Baldenweck, Eleni Boutsika-Palles, Anna Stauber, Janet Kyas-Reich
Gefördert bzw. betreut wird das Vorhaben im Bundesprogramm ›Modellvorhaben der Raumordnung‹ (MORO, Projekt Regionale Landschaftsgestaltung) vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).
Die entstandenen Entwürfe wurden am ersten Tag der Schwarzburger Gespräche öffentlich präsentiert. Nach einer folgenden Komitee-Sitzung wurde der Entwurf 'Slow Landscape Schwarzatal - Sommerfrische am Panoramawegnetz' von man made land & fabulism favorisiert und ein erstes Pilotprojekt empfohlen.
In dem Entwurf wird der Panoramaweg als verbindendes Raumelement mit wesentlichen Querverbindungen als Netzwerk im Schwarzatal gestärkt. Die neue Sommerfrische, die sich derzeit vor allem noch auf die Öffnung und Transformation leerstehendender Sommerfrische Häuser konzentriert, wird mit den Themen Dorf- und Wasserfrische, Wiesen- und Waldfrische angereichert. Die Entwicklung einer Food Akademie an der Mankenbachs Mühle in Verbindung mit einer baulichen Intervention an dem Fluss Schwarza soll ein positives und modellhaftes Initial für die Belebung der Gastronomie in der Sommerfrische Landschaft sein. Die Maßnahmen sollen unter aktiver Einbeziehung der Bewohner im Schwarzatal erfolgen.
Das Kooperative Werkstattverfahren 'Zukunftsfähiges Landschaftsbild Schwarzatal' wurde ausgelobt von der Zukunftswerkstatt Schwarzatal e.V. , Verein zur Förderung einer zukunftsfähigen regionalen Entwicklung, in Kooperation mit der Internationale Bauausstellung (IBA) Thüringen GmbH und LEADER-Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt.
Am zweiten Tag der Schwarzburger Gespräche wurde die favorisierte Arbeit einem breiten Publikum vorgestellt und darauf basierend eine Charta für das Schwarzatal diskutiert. Alle vier Arbeiten der Landschaftsarchitektursbüros wurden im Anschluss an die Schwarzburger Gespräche im Kaisersaalgebäude von Schloss Schwarzburg zum Tag der Sommerfrische ausgestellt.
Kooperatives Werkstattverfahren ›Zukunftsfähiges Landschaftsbild Schwarzatal‹ gestartet
Am 28. und 29. Mai 2018 startete das Kooperative Werkstattverfahren ›Zukunftsfähiges Landschaftsbild Schwarzatal‹. Ausgelobt wurde das Verfahren von der Zukunftswerkstatt Schwarzatal e.V. in Kooperation mit der IBA Thüringen und der LEADER-Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt. Gefördert bzw. betreut wurde das Vorhaben im Bundesprogramm ›Modellvorhaben der Raumordnung‹ (MORO, Projekt Regionale Landschaftsgestaltung) vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Begleitet wird es durch ein Komitee aus Fach- und Sachmitgliedern.
Eingeladen waren vier regional, überregional und international besetzte Landschaftsarchitekturstudios: A24, bauchplan ).(, MAN MADE LAND und Station C23. Die Bearbeitungsteams sind interdisziplinär mit Landschaftsarchitekt:innen, Architekt:innen, Szenograf:innen bzw. Künstler:innen besetzt. Im Rahmen der Auftaktveranstaltung wurde die Aufgabenstellung umfassend vorgestellt und diskutiert, das Mittlere Schwarzatal und die Bergbahnregion Schwarzatal bereist und es fand ein reger Austausch mit Projektpartner:innen vor Ort statt.
Bei der Zwischenpräsentation am 18. Juni 2018 stellten die Teams ihre ersten Ideen zur Diskussion vor Ort vor. Im Rahmen der Schwarzburger Gespräche am 24. und 25. August 2018 wurden die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert.
Resilientes Schwarzatal Teil des Bundesprogramms MORO
Als eine von sechs Modellregionen wurde das Schwarzatal 2017 als ›Modellvorhaben der Raumordnung‹ (MORO Regionale Landschaftsgestaltung) des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) ausgewählt. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) betreut die Modellvorhaben. Somit fördert MORO die Entwicklung eines Landschaftsbildes für das Schwarzatal bis 2019. Dabei geht es nicht nur um landschaftsplanerische Aspekte und eine ansprechende Gestaltung des Umfeldes für Einheimische und Gäste, sondern auch um die Entwicklung regionaler Möglichkeitsräume als Rahmen und Motivation für neue Landbewohner.
Im März 2019 fand ein sogenannter Querschnittsworkshop im Schwarzatal statt. Die Protokolle bisheriger Workshops finden sich auf der Website des BBSR.
In der ländlich geprägten Region Schwarzatal wirken sich verschiedene Transformationsprozesse auf die Landschaftsentwicklung aus: vom demographischen Wandel mit Leerstand und schleichender Verwahrlosung über unrentable Landbewirtschaftung und den Niedergang bzw. Neuanfang des Tourismus bis zu den Auswirkungen verschiedener Großprojekte und der Gebietsreform. Gemeinsam mit der IBA Thüringen wird aktuell die Entwicklung und Kommunikation eines zukunftsfähigen Landschaftsbildes Schwarzatal über ein kooperatives Verfahren vorbereitet. Dabei geht es u.a. um die partizipative Erarbeitung eines Landschaftsbildes, um die Entwicklung neuer StadtLand-Beziehungen zur Förderung ländlicher Regionen und um die Gestaltung regionaler Möglichkeitsräume für neue Lebensentwürfe. Gleichzeitig sollen auch verschiedene Planungsinstrumente erprobt werden. Ziel ist es, Konzepte und konkrete Projektvorschläge zur Wiederherstellung der (kultur-)landschaftlichen Attraktivität des Schwarzatales zu entwickeln. Das Vorhaben knüpft an bestehende Aktivitäten in der Region an, die unter anderem durch den Verein Zukunftswerkstatt Schwarzatal vorangetrieben werden.
Momentan keine Termine
- DB RegioNetz Infrastruktur GmbH, Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn
- Flair Hotel Waldfrieden
- Zukunftswerkstatt Schwarzatal e. V.
- LEADER Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt e. V.
- Verwaltungsgemeinschaft Schwarzatal
- Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
- Tourismus-Region Rennsteig-Schwarzatal e. V.
- ThüringenForst
- Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat: MORO — Regionale Landschaftsgestaltung
- Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft
- Internationale Bauausstellung Thüringen GmbH
- Dokumentation MORO Tagung ›Regionale Landschaftsgestaltung‹ 2020
- Artikel Planungspraxis regionaler Initiativen und interkommunaler Kooperation - Neue Materialien zur Planungskultur Nr. 41
- Favorisierte Arbeit des Kooperativen Werkstattverfahrens ›Zukunftsfähiges Landschafsbild Schwarzatal‹ von MAN MADE LAND