Saalfeld/Saale, Werkhaus Beulwitzer Straße
Raum zum Ankommen
Das heutige Wohngebiet an der alten Kaserne in Saalfeld ist das bunteste und jüngste Quartier im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Die Lage zwischen Stadt und Land bietet der Bewohnerschaft einen weiten Ausblick auf die Landschaft zwischen Saale und Thüringer Wald.
Seit den 1990er Jahren wandelte sich die Beulwitzer Straße zunehmend zu einem sozialen Brennpunkt. 2012 richtete der Landkreis hier eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber:innen ein. Der Bedarf an sozialer Begleitung, Bildung und Integration steigt und verändert sich auch aufgrund der Zuwanderung aus verschiedenen globalen Regionen. Um die Wohnbedingungen und Chancen im Quartier zu verbessern, bewarb sich die Stadt Saalfeld / Saale 2014 beim Wettbewerb »Zukunftsstadt 2030 +« des Bundesforschungsministeriums. Dabei war überraschend, wie positiv die Anwohner:innen über ihr Quartier berichteten. Insbesondere die landschaftliche Qualität des Wohngebiets spielte für sie eine große Rolle. Die Verwaltung erkannte, dass die bis dahin geplante Entwicklung zu einem Gewerbegebiet an den Bedürfnissen vor Ort vorbeiging. Neben Unternehmensansiedlungen waren Räume gefragt, die die ansässige Bürgerschaft stärken und zugleich den Geflüchteten Möglichkeiten der Teilhabe, Bildung und Arbeit eröffnen.
Da kam der Projektaufruf »Arrival StadtLand« wie gerufen: Als Reaktion auf die Flucht von rund zwei Millionen Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten nach Europa suchte die IBA Thüringen 2016 nach Akteur:innen, die die Willkommenskultur in ihrem räumlichen Bestand stärken wollten. Mit ihrer Bewerbung für das Quartier an der Beulwitzer Straße wurde die Stadt Saalfeld / Saale zum Kandidat der IBA Thüringen. Seither haben die Stadt und ihre Partner:innen die Quartiersentwicklung mit Unterstützung der IBA konsequent weiterverfolgt. Innerhalb von zwei Sommerwochen 2017 füllten die Anwohnerschaft und Freiwillige den »Zwischenraum zum Ankommen« auf der Kasernenbrache mit Leben, indem sie einen überdachten Freisitz aus recycelten Materialien und Paletten bauten. Verschiedene Werkstätten und Aktionen luden dazu ein, unter anderem gemeinsam Kräuter anzupflanzen, Fahrräder zu reparieren und Kleidung zu schneidern.
Im Nähworkshop gestalteten Frauen und Kinder mehrere Kleider, die sie in einer Modenschau präsentierten.
Die Sommerwerkstatt 2017 war der Auftakt für die Ideenstudie von Urban Catalyst zur Entwicklung des Quartiers und zur Definition der Bauaufgabe.
Innerhalb von zwei Sommerwochen 2017 füllten die Anwohnerschaft und Freiwillige den »Zwischenraum zum Ankommen« auf der Kasernenbrache mit Leben, indem sie einen überdachten Freisitz aus recycelten Materialien und Paletten bauten.
Neben dem Drucken und Nähen wurden in einem Workshop gemeinsam Fahrräder repariert.
Der überdachten Freisitz aus recycelten Materialien und Paletten wurde durch abwohnende Kinder von außen verschönert.
Es gab einen Workshop zum Linoldruck.
Es entstand ein Kräutergarten aus Tetrapaks.
Um die städtebauliche Entwicklung weiter voranzubringen, beauftragte die IBA Thüringen 2017 Urban Catalyst aus Berlin mit einer Ideenstudie. Während der Sommerwerkstatt erkundeten die Planer:innen gemeinsam mit den Anwohner:innen den Raum. Zunächst an einer großen Ideenwand, und dann auch im Gelände markierten sie die Lieblings- und Konfliktorte, was zu weiteren Gesprächen und Ideen anregte. Schließlich entstand aus mehreren Varianten die Vision für das Werkhaus. Dieses multifunktionale, modulare Gebäude sollte Räume zum Bauen und Reparieren, Kochen und Nähen, Begegnung und Bildung enthalten, aber auch Flächen für ein von Bewohner:innen betriebenes Café und kleinteiligen Handel bieten. Differenzierte Außenbereiche unter anderem für Garten, Sport und Spiel sollten die Innenräume erweitern. Ein Aktionsraumkonzept von nonconform aktualisierte 2020 das Baufeld und präzisierte die Funktionszuordnungen im Quartier. formulierte die Arbeitsgemeinschaft ifau, Jesko Fezer und projektbüro das stadträumliche Gerüst und das architektonische Konzept für ein modulares Raumsystem entlang eines Laubengangs. Für die Ausführung entwickelte Sigmaplan® Weimar den Ansatz zu einem einfachen Holzskelettbau weiter. IHLE Landschaftsarchitekten Weimar planten die Freianlagen. Im Sinne des IBA Mottos »Wie wenig ist genug?« sind Baustruktur und Ausstattung auf ein Minimum reduziert. Zugleich ist das Werkhaus offen für künftige Umbauten und Erweiterungen entsprechend der dynamischen Entwicklung im Quartier. Im September 2022 konnte die Bauphase starten. Unter fachlicher Anleitung des Werkhausmanagers beteiligen sich die Bewohner:innen am Ausbau und an der Ausstattung. Dabei kommt auch Recyclingmaterial zum Einsatz, das sie bei einem innerstädtischen Abbruchprojekt gewonnen haben. Das Richtfest und erste Nutzungen sind für 2023 geplant. Nutzer:innen des 570 Quadratmeter großen Innenraums und überdachten Außenraums werden das Quartiersmanagement, Bildungs- und Sozialträger:innen, Vereine und Initiativen aus dem Quartier sein.
Bewohner des Quartiers, Dr. Bertram Schiffers, Projektleiter IBA Thüringen, Hanka Giller, Leiterin Amt Jugendarbeit/Sport/Soziales Stadt Saalfeld/Saale, Dr. Steffen Kania, Bürgermeister Stadt Saalfeld/Saale, Dipl.-Ing. Jan Weyh, Architekturbüro SIGMA PLAN WEIMAR, Christoph Majewski, Geschäftsführer Bildungszentrum Saalfeld, Laura Köppen, Mitarbeiterin Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (v.l.) beim Spatenstich des Werkhauses an der Beulwitzer Straße in Saalfeld/Saale. Foto: Thomas Müller
Das Werkhaus vereint mehrere innovative Zugänge: den partizipativen Planungsprozess, das flexible Raumprogramm, die Verknüpfung mit dem Freiraum, die modulare Holzbauweise, den Einsatz von Recyclingmaterial sowie die Selbstbauphasen mit den Anwohner:innen. Mit dem Werkhaus reagiert die Stadt gemeinsam mit dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, dem Bildungszentrum Saalfeld und weiteren Partner:innen auf die Herausforderungen und Chancen der Migration sowie auf die Mängel, Bedürfnisse und Potenziale im Wohnumfeld. An der Schnittstelle zwischen Stadt und Land, Wohnen und Gewerbe, Herkunft und Zukunft, Jugend und Arbeitswelt entsteht hier eine dringend benötigte soziale Infrastruktur. Als Scharnier und Sprungbrett soll das Werkhaus Talente sichtbar machen, den Dialog befördern und die Selbsthilfe aktivieren.
Werkhaus Beulwitzer Straße Saalfeld/Saale im IBA Finale 2023
Die erste Etappe der finalen IBA Tour führte den Fachbeirat und das Team der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen am 22. Februar 2023 nach Saalfeld. Dort überreichte die IBA Geschäftsführerin Marta Doehler-Behzadi der Leiterin des städtischen Amts für Jugend, Sport und Soziales Hanka Giller die Urkunde zur Aufnahme ihres IBA Projekts in die IBA Abschlusspräsentation. Dieser symbolische Akt ist die finale Auszeichnung, welche ein Projekt im Rahmen der IBA Thüringen erreichen kann. Hanka Giller: „Mit dem Bau des Werkhauses wandelt sich die Alte Kaserne zu einem Stadtteil mit Zukunftschancen. Die IBA Thüringen gibt uns dabei starken Rückenwind.“
Modularer Holzbau entsteht unter fachlicher Begleitung mit Anwohner:innen und Geflüchteten
Im Ankunftsquartier Beulwitzer Straße in der ehemaligen Alten Kaserne in Saalfeld startete am Freitag, den 30. September 2022 der Bau des Werkhauses. Hier im buntesten und jüngsten Wohngebiet im Landkreis entstehen ein Haus und Freiflächen zum gemeinsamen Arbeiten, Lernen und Begegnen. Der modulare Holzbau wird flexibel nutzbare Räume bieten, sowohl drinnen als auch draußen. Mit fachlicher Begleitung helfen und gestalten Anwohner:innen und Geflüchtete beim Ausbau mit. Der Bau des Werkhauses und sein Nutzungs- und Betreiberkonzept sind als stetiger Entwicklungsprozess angelegt. Das Richtfest und erste Nutzungen finden im Präsentationsjahr der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen 2023 statt.
Mit dem Bau des Werkhauses reagiert die Stadt Saalfeld/Saale gemeinsam mit dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, dem Bildungszentrum Saalfeld und weiteren Partner:innen auf die Herausforderungen und Chancen der Migration sowie auf die Mängel und Potenziale im Wohnumfeld. An der Schnittstelle zwischen Stadt und Land, Wohnen und Gewerbe, Herkunft und Zukunft, Jugend und Arbeitswelt entsteht eine dringend benötigte soziale Infrastruktur. Als Scharnier und Sprungbrett soll das Werkhaus Talente sichtbar machen, den Dialog befördern und die Selbsthilfe aktivieren. Das gemeinsame kreative Schaffen im Quartier stiftet Zugehörigkeit und Wertschätzung. Zugleich qualifiziert es die Mitwirkenden für mehr gesellschaftliche Teilhabe.
Das Werkhaus wird insgesamt 566 Quadratmeter Nutzfläche bieten, als multifunktionale Innenräume sowie als überdachte Außenräume. Nutzer:innen sind Quartiersmanagement, Bildungs- und Sozialträger, Vereine und Initiativen aus dem Quartier. Im Sinne des IBA Mottos ›Wie wenig ist genug‹ sind Baustruktur und Ausstattung auf ein Minimum reduziert. So ist der Flur als Laubengang und Begegnungszone angelegt. Überdachte Freiräume und Außenbereiche werden in die Raumnutzung einbezogen. Die Bauabschnitte gliedern sich in ein bau- und haustechnisches Grundgerüst, erstellt durch Fachfirmen, sowie Ausbauten, die Helfer:innen und Anwohner:innen mit fachlicher Unterstützung des Werkhausmanagers leisten. In nicht tragenden Teilen wird Recyclingmaterial verbaut. Für den Ausbau, die Ausstattung und die Baumpflanzungen werden noch weitere Unterstützer:innen und Materialspenden gesucht!
Das Werkhaus ist seit September 2020 ein Projekt der IBA Thüringen. Es vereint mehrere innovative Zugänge: den Planungsprozess mit den Anwohner:innen, das flexible Raumprogramm, die Verknüpfung mit dem Freiraum, die modulare Bauweise sowie die Selbstbauphasen mit fachlicher Begleitung.
Architekten des Werkhauses sind SIGMA PLAN Weimar. Das städtebauliche Konzept und die Grundidee gehen auf einen Vorentwurf der ARGE ifau Berlin mit Jesko Fezer und Projektbüro Hamburg zurück. Die Freiraumplanung liegt bei IHLE Landschaftsarchitekten, Weimar.
Das Werkhaus-Projekt ist eingebettet in ein vielfältiges Netzwerk von Saalfelder Trägern der Sozial- und Jugendarbeit. Angeschlossen sind auch der Landkreis und das Jobcenter. Beschlüsse des Stadtrates liegen vor. Die Beulwitzer Straße ist Fördergebiet Soziale Stadt. Die Konzeptentwicklung wurde von der IBA Thüringen und aus Mitteln der Nationalen Stadtentwicklungspolitik unterstützt. Die Baukosten belaufen sich auf 1,15 Mio. Euro. Planung und Bau sowie das Werkhausmanagement werden aus Mitteln der Städtebauförderung von Bund und Freistaat finanziert. Das Infrastrukturministerium und das Landesverwaltungsamt tragen den innovativen Planungs- und Bauprozess aktiv mit.
Der Entwicklungsprozess begann 2015 im Zuge des Bundeswettbewerbs Zukunftsstadt. Beim Projektaufruf Arrival StadtLand 2016 wurde die Idee für ein Werkhaus im Zwischenraum zum Ankommen dann Kandidat der IBA Thüringen. Seither haben die Stadt Saalfeld/Saale und ihre Partner:innen die Quartiersentwicklung mit Unterstützung der IBA Thüringen konsequent weiterverfolgt, unter anderem mit Sommerwerkstätten, experimentellen Raummodulen, Ideenstudie und Aktionsraumkonzept. Mit Hilfe des Werkhausmanagers entstanden bereits die Bauhütte im ehemaligen Pförtnerhäuschen, ein Lager für Recyclingmaterial, die Quartierswerkstatt und eine mobile Outdoor-Küche.
Zukünftiges Werkhaus in Modellbauworkshop visualisiert
Gemeinsam mit Anwohner:innen, Planer:innen sowie dem Werkhaus- und Quartiersmanager entstand an drei Tagen in den Osterferien ein Modell zum zukünftigen Werkhaus im Maßstab 1:50 aus Holz und Pappe. Mit dem Modell wird das Bauvolumen und die Holzbauweise des eingeschossigen Werkhauses unmittelbar sichtbar. Anwohner:innen und Besucher:innen können sich nun einen plastischen Eindruck von der Planung verschaffen. Das Modell unterstützt die weiteren Planungsschritte und motiviert die Mitwirkenden im Prozess.
Ebenfalls anhand eines Arbeitsmodell wurde die Quartierswerkstatt entworfen, die im Sommer durch den Umbau und Ausbau eines Seecontainers auf dem Hof des Werkhauses entsteht. Weiterhin wurde die Küche des Werkhauses mit einem Modell im Maßstab 1:25 nachgebaut, um Funktionen, Arbeitswege, Nassstrecke und Anschlüsse festzulegen.
IBA Fachbeirat empfiehlt IBA Projektstatus für Beulwitzer Straße
IBA Kandidat wird, wer gute Ideen und Konzepte für das StadtLand vorweisen kann. In einem anschließenden Qualifizierungsprozess mit Workshops, Studien, Wettbewerben und ersten Planungen reifen diese Ideen zu Projekten, an die ein hoher Maßstab angelegt wird. IBA Projekte sollen für die Entwicklung Thüringens und darüber hinaus Referenz und Vorbild sein.
Auf dem alten Kasernengelände zum Stadtrand von Saalfeld/Saale ist einer der vielfältigsten und jüngsten Wohnquartiere im Landkreis entstanden. Dazu beigetragen haben die Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete und die günstigen Mieten in den bestehenden Wohnblocks. Heute gilt es, allen Bewohner:innen die Ankunft, Integration und Sprungbrettfunktion zu ermöglichen. Um die dafür dringend benötigten Begegnungs-, Entfaltungs- und Arbeitsräume zu schaffen, wird die Stadt Saalfeld mit den Bewohner:innen in Selbstbauweise ein Werkhaus errichten. Seit 2015 entwickeln das Bildungszentrum Saalfeld und die Stadt Saalfeld diese Idee konsequent weiter. In Anwohnerworkshops, anhand experimenteller Raummodule und mit vielfältigen gemeinsamen Aktivitäten entstanden das Quartierskonzept und ein konkretes Raumprogramm.
Nun, da das Grundstück und die Fördermittel gesichert sind, können Werkplanung und Bau beginnen. Das Werkhaus vereint mehrere innovative Zugänge: bei der Planung mit den Anwohner:innen, beim flexiblen Raumprogramm und der modularen Bauweise bis hin zum Einsatz von Fördermitteln auch für die Selbstbauphasen und ihre fachliche Begleitung.
Der IBA Fachbeirat hat am 4. September für die Beulwitzer Straße den IBA Projektstatus empfohlen.
Arrival StadtLand Kongress
Unter dem Motto ›Arrival StadtLand‹ versucht die IBA Thüringen, neue Verbindungen mit neuen Stadtbewohner:innen zu knüpfen, die in Folge von Flucht und Einwanderung zu uns kommen. Die IBA Kandidaten der Arrival StadtLand Projektfamilie – die Häselburg in Gera, der sogennante Zwischenraum zum Ankommen in Saalfeld und das Wir Labor in Erfurt – sowie zahlreiche bundesweite Projekte gestalten Raum für Viele und setzen damit bewusst ein Zeichen für die Stärkung des Zusammenlebens. Am 6. und 7. Juni wurden im Eiermannbau über die Gestaltung offener Räume und über kommunale und zivilgesellschaftliche Strategien zur Integration, Inklusion und Teilhabe gesprochen.
Eröffnet wurde der Kongress am 6. Juni um 18 Uhr durch Mirjam Kruppa, Beauftragte des Freistaats Thüringen für Integration, Migration und Flüchtlinge beim Thüringer Ministerium für Migration, Justiz und Verbraucherschutz. Zu den weiteren Teilnehmenden gehörten Dr. Franziska Schmidtke, Geschäftsführerin von KomRex – Zentrum für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration Thüringen, Dr. Andreas Hollstein, Bürgemeister der Stadt Altena und Projektbeteiligte der drei IBA Kandidaten aus Thüringen – Erfurt, Saalfeld und Gera – sowie von Projekten u.a. aus Augsburg, Berlin und Brandenburg.
Sommerwerkstatt Zwischenraum zum Ankommen 2017
Innerhalb von zwei Sommerwochen nahm der Zwischenraum zum Ankommen Gestalt an. Am 24.07. begannen die Anwohner:innen und Helfer:innen einen überdachten Freisitz aus recycleten Materialien und Paletten auf der frisch gemähten Brache zu bauen. Wo anfangs noch bei Regen hauptsächlich Kinder gebaut und gemalt haben, kamen später auch erwachsene Anwohner:innen zu den Workshops, darunter die Fahrradwerkstatt oder der Linoldruck. Hinzu kamen ein Kräutergarten aus Tetrapaks, ein Lehmofen, ein Buschlabyrinth und ein Spielhaus für Kinder. Außerdem bauten die Teilnehmenden ein Lastenfahrrad für das Quartier. Im Nähworkshop gestalteten Frauen und Kinder mehrere Kleider, die sie in einer Modenschau präsentierten. Die Sommerwerkstatt endete mit einem Sommerfest, bei dem die Anwohner:innen des Wohngebietes der Alten Kaserne Beulwitz sowohl nationen- als auch generationenübergreifend zusammenkamen.
Um die Motivation, Hoffnungen und Energie in eine zukunftsfähige städtebauliche Entwicklung zu lenken, beauftragte die IBA Thüringen das Büro Urban Catalyst Studio aus Berlin mit einer Ideenstudie. An zwei Tagen der Sommerwerkstatt erkundete es den Raum und befragte die Bewohner:innen. Dabei halfen Studierende aus Erfurt und Weimar mit. An einer großen Ideenwand zeichneten die Planer:innen die Lieblings- und Konfliktorte und die Bedürfnisse der Anwohner:innen auf. Dann markierten sie die verschiedenen Zonen und Funktionen auch im Gelände, woraus sich weitere Gespräche und Hinweise ergaben. Auf dieser Basis testete das Büro Varianten für neue Funktionszusammenhänge und mögliche Architekturen. Gefragt sind Räume für Arbeit, Handel, Gastronomie, Bildung, Sport und Begegnung.
Die Sommerwerkstatt wurde gefördert von der Robert-Bosch-Stiftung und dem BMELV, 500Landinitiativen. Die Projektpartner Stadt Saalfeld und Bildungszentrum Saalfeld streben an, 2018 eine temporäre Baustruktur für die Aktivitäten der Anwohner zu schaffen, als Zwischenschritt hin zu einer dauerhafte Bebauung.
Weitere Informationen: facebook.de/beulwitzdoit
Presse:
OTZ: Hämmern am nachhaltigen Neubau
OTZ: Großes Sommerfest in Beulwitz
OTZ: Beulwitz feiert seine Zukunft
Studierende zur Sommerwerkstatt eingeladen
Auf dem Gelände der alten Kaserne in Saalfeld-Beulwitz, zwischen Flüchtlingsunterkunft und Wohngebäuden, sollen im Selbstbau neuartige Begegnungs-, Werk- und Freiräume entstehen. Die experimentelle städtebauliche Entwicklung der Brache soll für die alten und neuen Nachbarn, aber auch Kreativen aus der Region, die Handlungsoptionen erweitern und ihnen neue Perspektiven eröffnen.
Dazu wurden für die Sommerwerkstatt vom 24. Juli bis 04. August 2017 Studierende gesucht, die Lust an der experimentellen Arbeit auf der Brachfläche gemeinsam mit den Anwohner:innen haben.
Bei der Sommerwerkstatt wurden von Anwohner:innen vor Ort, Kreativen und Macher:innen aus der Region, Studierenden und Geflüchteten aus aller Welt gemeinsam Zukunftsperspektiven entwickelt. In mehreren parallelen Workshops wurden u. a. ein Lehmofen, Sitzmöbel und Spielgeräte gebaut, genäht, gekocht und gegärtnert. Mit ihren Talenten legten sie den Grundstein für die Entwicklung einer Gewerbebrache als Magnet und Motor für Austausch, Lernen, Arbeit und Freizeit im Quartier.
Für die Sommerwerkstatt entstand auf der Brachfläche ein temporärer Raum, der zum Treff- und Ausgangspunkt für Workshops mit Anwohner:innen und Geflüchteten wurde. Auf der Fläche erprobten sie neue Nutzungen und aktivierten die Brache als Zwischenraum zum Ankommen. Die Sommerwerkstatt setzte auf die Fähigkeiten und Interessen der Nachbar:innen und bildete damit die Basis für eine zukünftige räumliche und programmatische Entwicklung der Brachfläche.
Die Studierenden erhielten die Möglichkeit, aktiv an einem spannenden und experimentellen Projekt mitzuwirken und Teil des IBA Prozesses zu werden. Gesucht waren Studierende, die Lust haben, tageweise oder während der gesamten zwei Wochen in Saalfeld gemeinsam mit Anwohner:innen und Geflüchteten ein zukünftiges Raumprogramm für den Zwischenraum zum Ankommen zu entwickeln. In selbstständiger und experimenteller Arbeitsweise untersuchten sie die Brachfläche und den umliegenden Raum städtebaulich und sozial-räumlich, entwickelten Ideen und Konzepte für Architektur und Freiraum und starteten erste Interventionen auf der Fläche. Die Sommerwerkstatt wurde durch Architekt:innen begleitet und aus den Ergebnissen wurde eine Dokumentation bzw. Ideenstudie angefertigt, die zur Grundlage für künftige Planungen und Entwürfe wird.
1. Ideenwerkstatt für den Zwischenraum zum Ankommen
Bei einer ersten Ideenwerkstatt am 17. März in Saalfeld sammelten etwa 30 Anwohner:innen und Geflüchtete eine breite Palette an Nutzungsideen für die Brache auf den Gelände der Alten Kaserne in Beulwitz. Ihre Vorschläge reichten von Handarbeit über Möbelbau bis zu Metallarbeit, von Kochen und Bewirten über Gärtnern, Schmuckherstellung bis hin zum Bau eines smarten Autos, eines Lehmofens oder eines Zeltdaches. Die Teilnehmenden entwickelten ihre Ideen zusammen mit Vertretern der Stadt Saalfeld, des Bildungszentrums Saalfeld und der IBA Thüringen in verschiedenen, mehrsprachigen Arbeitsgruppen. Konkret verabredeten sie die Einrichtung einer Fahrradwerkstatt, die Reaktivierung des Nutzgartens und die Vorbereitung eines Sommerfestes am 04.08.2017. Wie es mit dem Zwischenraum zum Ankommen weitergeht, welche Ideen wie und von wem für die Sommerwerkstatt weiterverfolgt werden, wurde bei einer zweiten Ideenwerkstatt am 28. April besprochen.
IBA Fachbeirat empfiehlt Kandidatenstatus für das ›Werkhaus Beulwitzer Straße‹
Der IBA Fachbeirat hat am 23. September 2016 empfohlen, das Werkhaus Beulwitzer Straße den Status eines IBA Kandidaten zu verleihen.
Momentan keine Termine
- Bildungszentrum Saalfeld
- Quatiersmanagement
- Mobile Jugendarbeit
- Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft: Städtebauförderung
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Programm 500 Landinitiativen
- Robert Bosch Stiftung
- Internationale Bauausstellung Thüringen GmbH
BAU WERK 13, Saalfeld/Saale
GETA Saalfeld
Ingenieurbüro für Brand- und Explo-sionsschutz, Kaulsdorf