Schwarzatal, Schloss Schwarzburg
Denkort der Demokratie
Thüringen ist reich an Schlössern und Burgen, es gibt mehr als 500 im Freistaat. Das Schloss Schwarzburg, Stammhaus der Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, blickt auf eine besonders spannungs- geladene Geschichte. Es erlebte den Feudalismus, den Absolutis- mus, die Demokratie und den Nationalsozialismus. Im Jahr 1919 unterzeichnete Friedrich Ebert in Schwarzburg die Weimarer Verfassung. Rund 20 Jahre später, während der nationalsozialistischen Diktatur, wurde das Hauptgebäude der barocken Anlage bis zur Unkenntlichkeit verwüstet, weil es zu einem Reichsgästehaus umgebaut werden sollte. Nach Entkernungsmaßnahmen und einem begonnenen Abriss ganzer Schlossfügel wurde der Umbau eingestellt und die Anlage ruinös hinterlassen. Nach 1945 verfielen weite Teile des Schlossensembles, lediglich das Kaisersaalgebäude wurde bis 1970 wiederhergestellt.
1994 übernahm die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten das Ensemble. Seit seiner Gründung 1996 setzt sich auch der Förderverein Schloss Schwarzburg — Denkort der Demokratie e.V. mit großem Engagement für den Erhalt des Schlosses ein. 2010 konnte die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten mit der Sanierung des Zeughauses und der zunächst nutzungsneutralen Sicherung des Hauptgebäudes beginnen, das durch die Umbauarbeiten ausgehöhlt und in seiner Statik massiv beeinträchtigt war. Die brachialen Eingriffe an diesem Bau bilden bis heute ein einmaliges, sprechendes Zeugnis der Geschichte Deutschlands.
Schloss Schwarzburg ist ein barockes Ensemble, bestehend aus mehreren Gebäuden, unter anderem dem Torhaus, Zeughof, Kaisersaal und der Schloss- kirche. Im IBA Projekt ›Schloss Schwarzburg‹ wird ausschließlich das Hauptgebäude des Schlosses bearbeitet.
Das Architekturbüro TeCTUM aus Weimar ist bereits im Jahr 2012 als erster Preisträger aus einem Ideenwettbewerb zum Nutzungskonzept und der baulich-räumlichen Disposition des Schlossensembles hervorgegangen. 2016 erarbeitete TeCTUM im Rahmen der IBA Projektqualifizierung die Machbarkeitsstudie ›Schloss Schwarzburg – Nutzungsbezogener Teilausbau einer Raumeinheit‹ zum teilweisen Umbau und Ausbau des Schlosses Schwarzburg als Denkort der Demokratie. ©TeCTUM Hille — Kobelt Architekten PartGmbB.
Der Umbau durch das Architekturbüro TeCTUM basiert auf minimalen baulichen Eingriffen, dem Erhalt der historischen Substanz und der Nutzungsspuren.
Durch den Teilausbau des Hauptgebäudes bis 2021 im Rahmen der IBA ist heute wieder eine Nutzung möglich, dazu investierten die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten und die IBA Eigenmittel und es gab eine Förderung vom Land und vom Programm Nationale Projekte des Städtebaus. In Bauherrschaft der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten ist damit ein einzigartiger Ort der Demokratie entstanden, der dank einer sensiblen Restaurierung die historischen Spuren sichert und nicht überschreibt. Die Stiftung plant, Schloss Schwarzburg langfristig und gemeinsam mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora als außerschulischen Lernort zu etablieren, denn dieser Ort ist einer der Zeugen des Nationalsozialismus.
2012 lobte die Stiftung einen Ideenwettbewerb für den Umgang mit dem Hauptgebäude und seine zukünftige denkmalgerechte Nutzung aus. Das Weimarer Büro TeCTUM Hille-Kobelt Architekten gewann den Wettbewerb mit seinem Konzept der Spuren- und Zeitenlese, also dem Weiterbauen im Bestand unter Beibehaltung der Geschichtsspuren und ihrer Zerstörung. Ihr Entwurf sah vor, den Emporensaal und den Ahnensaal im Hauptgebäude zugänglich zu machen.
Als die Zukunftswerkstatt Schwarzatal 2014 die Projektfamilie »Resilientes Schwarzatal« mit der IBA Thüringen auf den Weg brachte, wurde das Schloss als ein Baustein aufgenommen. Schloss Schwarzburg ist ein barockes Ensemble, bestehend aus mehreren Gebäuden, unter anderem dem Torhaus, Zeughaus, Kaisersaal und dem Schloss- Hauptgebäude. Das IBA Projekt umfasst den Ausbau des Ahnen- und Emporensaals als Projekt- und Veranstaltungsräume sowie die Vermittlung der Demokratiegeschichte. Von nun an arbeiteten die Stiftung, der Förderverein und die IBA mit gemeinsamen Kräften daran, einen Denkort der Demokratie zu schaffen.
Im Jahr 2016 erarbeitete TeCTUM im Rahmen der Projektqualifizierung die Machbarkeitsstudie zum teilweisen Ausbau des Schlosses. Nach der Errichtung eines neuen nördlichen Gebäudeabschlusses mit Treppenhaus durch die Stiftung konnten 2019 im Rahmen des IBA Projekts die Sicherung, der Ausbau und die an- schließende Öffnung des Schloss-Hauptgebäudes beginnen. Der Teilausbau basierte auf einem äußerst sensiblen Umgang mit der historischen Bausubstanz, wenige Ergänzungen mit modernen Materialien runden das Gesamtbild ab. Bei der Restaurierung ergaben sich immer wieder handwerkliche Fragen, teilweise Zentimeter für Zentimeter entlang historischer Spuren, die es zu sichern galt. Nach über 80 Jahren war das Hauptgebäude ab 2019 als Schaubaustelle erstmals wieder zugänglich.
Die Geschichte des Schlosses und seine Bedeutung sollte den Besucher:innen vor Ort räumlich, aber auch erzählerisch vermittelt werden. Auf Anstoß der IBA erarbeitete die Weimarer Agentur musealis dazu 2017 ein Drehbuch, das unter anderem einen Audiowalk vorsah. Der Audiowalk nimmt die Besucher:innen mit durch die 900-jährige Geschichte des Ortes. Im Zentrum stehen dabei neben der Historie und dem Bauprojekt vor allem die Menschen, die hier gelebt und regiert haben, brutal zur Arbeit gezwungen wurden, ganz persönliche Erinnerungen mit dem Schloss verbinden oder sich auf den Wänden verewigt haben. Die Organisation der Audiowalk-Führungen liegt in den Händen des Fördervereins Schloss Schwarzburg — Denkort der Demokratie e. V. Seit 2019 nutzten mehr als 2.500 Neugierige den Audiowalk.
Im Sommer 2021 war es dann so weit: Emporen- und Ahnensaal von Schloss Schwarzburg wurden feierlich eröffnet. Damit ist der historische Reichtum dieser Landmarke im Schwarzatal wieder erlebbar. Als letzten Baustein erhielt der Denkort der Demokratie 2022 nach Plänen der Agentur C4 Berlin ein interaktives Vermittlungsangebot: Mit dem digitalen Gästebuch können Besucher:innen im Emporensaal ihre Gedanken zur Demokratie auf einer Social Media Wall teilen, mehr über Demokratieprojekte erfahren und in der Schlossgeschichte stöbern. Und somit die an den Wänden erhaltenen Spuren digital fortschreiben.
Nach über 60 Jahren war das Hauptgebäude des Schlosses mit Eröffnung der Schaubaustelle im Sommer 2019 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Audiowalk nahm dabei die Besucher mit auf die 900-jährige Geschichte.
Am 15. Juli 2021 wurden Emporen- und Ahnensaal feierlich eröffnet.
Im Mai 2022 hat der Denkort der Demokratie nach Plänen der Agentur C4 Berlin ein interaktives Vermittlungsangebot erhalten. Mit dem ›Digitalen Gästebuch‹ können Besucher:innen sich im fertiggestellten Emporensaal zukünftig auf einer Social Media Wall einschreiben, über Demokratieprojekte austauschen und in der Schlossgeschichte stöbern.
Der Denkort der Demokratie und das Digitale Gästebuch können im Rahmen der Audiowalk-Führungen erkundet werden.
Schloss Schwarzburg ist Teil der IBA Projektfamilie im Schwarzatal.
›Schloss Schwarzburg - Denkort der Demokratie‹ im IBA Finale 2023
Die zweite Etappe der finalen IBA Tour führte den Fachbeirat und das Team der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen am 23. Februar 2023 ins Schwarzatal. Dort überreichte die IBA Geschäftsführerin Marta Doehler-Behzadi der Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten Dr. Doris Fischer die Urkunde zur Aufnahme des IBA Projekts in die IBA Abschlusspräsentation. Dieser symbolische Akt ist die finale Auszeichnung, welche ein Projekt im Rahmen der IBA Thüringen erreichen kann.
Neues Vermittlungsformat ›Digitales Gästebuch‹ auf Schloss Schwarzburg
Der Denkort der Demokratie auf Schloss Schwarzburg hat ein interaktives Vermittlungsangebot erhalten. Es wurde heute vorgestellt. Unter dem Namen ›Digitales Gästebuch‹ bietet es im seit 2021 wieder teilweise nutzbaren Schloss-Hauptgebäude die Möglichkeit, sich auf einer Social Media Wall einzuschreiben, über Demokratieprojekte auszutauschen und in der Schlossgeschichte zu stöbern. Das Digitale Gästebuch ist ein gemeinsames Projekt der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG), der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen und des Fördervereins Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie e. V. Insgesamt wurden für die Umsetzung des Projekts Mittel der IBA Thüringen in Höhe von rund 70.000 Euro eingesetzt.
Das Digitale Gästebuch hat seinen Platz im Emporensaal, in dem die historischen Brüche und Einschnitte in der Geschichte des Schlosses besonders eindrucksvoll abzulesen sind. Zwei verspiegelte Stelen mit Touchscreens bieten eine Social Media Wall zum Einschreiben über die sozialen Medien in das Digitale Gästebuch und vielfältige Inhalte rund um die Themen Demokratie und 900 Jahre Geschichte der außergewöhnlichen Schlossanlage. Spiegelelemente mit Schriftzügen laden zur Reflexion über die eigene Position innerhalb der Gesellschaft und Demokratie an. Ein großzügig gestalteter flexibler Sitzbereich bietet die Möglichkeit zum Austausch und Dialog, der über die Social Media Wall auch den Weg ins Digitale finden kann. Alle Elemente des Gästebuchs sind mobil und können in verschiedene Veranstaltungsformate, beispielsweise in Workshops, einbezogen werden. Das Konzept für die Umsetzung des Digitalen Gästebuch ging 2021 aus einem Wettbewerb hervor, in dem der Entwurf der Agentur C4 Berlin überzeugen konnte. Die Realisierung der interaktiven Elemente erfolgte bis Mai 2022. Dr. Doris Fischer, Direktorin der STSG, freut sich über die Fortführung der erfolgreichen Partnerschaft mit der IBA Thüringen und dem Förderverein Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie e. V. in der Vermittlungsarbeit: „Wir freuen uns sehr, dass wir auf Schloss Schwarzburg nach dem sehr erfolgreichen Audiowalk durch Schlossanlage und Hauptgebäude gemeinsam mit unseren Partnern nun ein weiteres Vermittlungsformat auf die Beine stellen konnten. Es schlägt den Bogen von der vor allem im 20. Jahrhundert außergewöhnlichen Geschichte der Schlossanlage zur Gesellschaft der Gegenwart. Auch für die geplante Entwicklung von Schloss Schwarzburg zum außerschulischen Lernort ist das Digitale Gästebuch ein guter Baustein.“
Den Hintergrund für das Digitale Gästebuch bietet die außergewöhnliche Geschichte des Schlosses im 20. Jahrhundert – in den 1940er Jahren begannen die Nationalsozialisten, die ehemalige Nebenresidenz der Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt zum Reichsgästehaus umzubauen und hinterließen sie als Bauruine. Gut 20 Jahre zuvor hatte Reichspräsident Friedrich Ebert in unmittelbarer Nähe die erste deutsche demokratische Verfassung unterzeichnet. In den Jahrzehnten des darauf folgenden Leerstands hinterließen zahlreiche Menschen ihre Spuren an den Wänden des verfallenden Hauptgebäudes – eine Anregung, das Einschreiben heute in digitaler Form fortzusetzen.
Für Dr. Marta Doehler-Behzadi, Geschäftsführerin der IBA Thüringen, erfüllt sich darin ein wichtiges Anliegen der IBA: "Leerstand trägt immer Geschichte in sich, insbesondere historisch bedeutsame Denkmäler. Schloss Schwarzburg zeigt die Brüche und Narben der Geschichte überdeutlich. Diesen zentralen Identifikationsort im Schwarzatal also nicht einfach zu sanieren, sondern die Spuren der Vergangenheit zu erhalten und damit die Geschichte der Demokratie zu stärken, ist Ziel des IBA Projekts. Das Digitale Gästebuch schafft zusätzlich interaktive Momente vor Ort und lädt zum gesellschaftlichen Diskurs ein, was Demokratie heute heißt und wie sie im ländlichen Raum gestärkt werden kann.“
Interessierte können das Digitale Gästebuch im Rahmen des Audiowalks „Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie“ entdecken. Die durch den Förderverein Schloss Schwarzburg betreuten Audiowalk-Führungen werden ab dem 21. Mai 2022 wieder an festen Terminen angeboten. Dr. Doris Fischer betont, wie wertvoll die enge Zusammenarbeit mit dem Förderverein Schloss Schwarzburg für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten ist: „Wir sind sehr dankbar für das große Engagement des Fördervereins, der an zahlreichen Wochenenden seit 2019 die Audiowalkführungen mit Begeisterung und Begeisterungsfähigkeit durchführt und auch unermüdlich die aufwendige Organisation vor Ort übernimmt. Auch ohne die Unterstützung des Thüringer Landesmuseums Heidecksburg Rudolstadt, das uns mit seiner Schwarzburger Außenstelle organisatorisch unterstützt, wäre das Angebot ebenfalls nicht möglich."
Am 25. Juni haben alle Interessierten zudem Gelegenheit, das Digitale Gästebuch im Rahmen eines Tags der offenen Tür im Denkort der Demokratie zu entdecken und sich digital einzuschreiben.
3. Saison des Audiowalks auf Schoss Schwarzburg
Auf Schloss Schwarzburg war auch die dritte Audiowalk-Saison 2021 ein Erfolg: In der coronabedingt auf knapp drei Monate verkürzten Saison nutzten über 500 Interessierte die Gelegenheit zu einem Hörspaziergang über die Schlossanlage mit anschließendem Besuch des ›Denkorts der Demokratie‹ im teilsanierten Hauptgebäude.
Bereits 2019 und 2020 konnten Besucher:innen mit dem Audiowalk die laufenden Bauarbeiten im Hauptgebäude mitverfolgen. Aufgrund des großen Erfolgs soll der Audiowalk auch im Sommer 2022 wieder angeboten werden. Die Begleitung übernehmen Mitglieder des Fördervereins Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie e.V.
Der Audiowalk ›Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie‹ entstand als baubegleitendes Vermittlungsprojekt von Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, IBA Thüringen und Förderverein Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie e. V., gefördert durch das Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus.
Buchungen und Besucherbetreuung werden vom Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt unterstützt, das auf Schloss Schwarzburg das Zeughaus und den Kaisersaal als Dependance betreibt.
IBA Projekt auf Schloss Schwarzburg Preisträger beim BDA Thüringen Architektur-Preis 2021
Das im Juli eröffnete IBA Projekt im Hauptgebäude von Schloss Schwarzburg ist mit dem Preis „einszueins“ des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) Thüringen ausgezeichnet worden. Die BDA-Jury bezeichnete das Projekt als „großen Beitrag zum zukunftsgerichteten Nachdenken über den Bestand“. Der Preis wurde in der vergangenen Woche in Erfurt an Baureferentin Carola Niklas von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, die mit dem Projekt beauftragte Architektin Christiane Hille von Tectum Architekten und Ulrike Rothe von der IBA Thüringen übergeben.
In ihrer Begründung zeigte sich die Jury beeindruckt vom denkmalpflegerischen und architektonischen Konzept, Spuren der Geschichte konsequent zu erhalten und gestalterisch zurückhaltend die Nutzbarkeit herzustellen: „Dieser Umgang mit dem Bestand zeigt auf die Spitze getrieben, was alles nicht gemacht werden muss, um ein Gebäude zu nutzen.“ Diesen Ansatz sieht sie als beispielhaft an: „Projekte wie Schloss Schwarzburg helfen, ein Vorstellungsvermögen zu entwickeln, welches Potenzial im Bestand steckt, für das es sich zu kämpfen lohnt. Dieses Projekt kann nicht nur Architekten zeigen, wie diskret und unauffällig die Nutzbarmachung sein kann … .“
Dr. Doris Fischer, Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, sieht in dem Preis eine Bestätigung einer ungewöhnlichen Strategie: „Unser denkmalpflegerisches Konzept, auf die restauratorische Rekonstruktion oder das moderne Überformen zerstörter Räume zu verzichten, ist durchaus nicht selbstverständlich. Auf der anderen Seite mussten wir das Ästhetisieren von Zerstörungen vermeiden. Dass beides aufgegangen ist, zeigt die Würdigung durch die Jury des BDA Thüringen. Wir freuen uns sehr, unter den drei ausgezeichneten Projekten zu sein.“
In den vergangenen Jahren konnte die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten für rund 2,5 Millionen Euro einen Teil des Schloss-Hauptgebäudes für die Nutzung ausbauen, gefördert durch den Freistaat Thüringen und das Bundesprogramm ›Nationale Projekte des Städtebaus‹. Mit dem Ahnensaal und dem Emporensaal entstand ein Veranstaltungsbereich, der künftig als Denkort der Demokratie genutzt werden soll. Die Bestimmung ergibt sich aus dem Spannungsfeld der besonderen Geschichte des Gebäudes. Anfang der 1940er Jahre wurde es von den Nationalsozialisten schwer zerstört bei dem Versuch, es in ein Reichsgästehaus umzubauen. Gut 20 Jahre zuvor war in Sichtweite die demokratische Verfassung der Weimarer Republik durch Friedrich Ebert in Kraft gesetzt worden.
Der Preis „einszueins“ wird alle drei Jahre vom BDA Thüringen vergeben. Neben Schloss Schwarzburg erhielten in diesem Jahr ein privates Wohnhaus und das Heizwerk Erfurt die Auszeichnung. Darüber hinaus wurden Anerkennungen für weitere Projekte ausgesprochen.
Agentur-Pitch ›Digitales Gästebuch Schloss Schwarzburg - Denkort der Demokratie‹
Aktuell arbeiten die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten und die IBA gemeinsam mit dem Förderverein Schloss Schwarzburg - Denkort der Demokratie e.V. an einem ›Digitalen Gästebuch‹, das als aussagekräftiger Ausstattungsbaustein im Emporensaal präsentiert werden soll. Das interaktive Ausstattungselement soll Besucher*innen Informationen zum Ort und seiner Geschichte liefern.
In einem von der Stiftung und der IBA ausgelobten zwei-stufigen Agentur-Pitch Verfahren konnte sich im März 2021 der Entwurf von C4 Berlin, Gestaltungsbüro für Ausstellungen und Kommunikationsprojekte, als Favorit für die Gestaltung und Umsetzung des Gästebuchs durchsetzen: Weg vom runden Tisch als Metapher für Demokratie und Kommunikation auf Augenhöhe schlagen sie eine demokratische Inszenierung des gesamten Raumes vor, der zum Austausch und zum Dialog einlädt. Dafür umfasst ihr Entwurf neben zwei Bildschirm-Stelen vor allem einen großzügigen Dialogbereich – mit gleichberechtigter Sitzordnung – der die Besucher*innen einlädt, den Denkort aktiv wahrzunehmen und dadurch zu Diskussion und Teilhabe motiviert. Die vorgeschlagene runde Sitzgelegenheit lässt sich weiterhin modular und agil verändern und lässt so verschiedenste Nutzungsszenarien zu. Ein übergroßer Spiegel führt die Besucher*innen auf sich selbst zurück und evoziert den provokanten Hinweis, dass die Demokratie mit jeder und jedem Einzelnen beginnt. Die beiden Bildschirme an den Stelen laden dazu ein, Beiträge zu teilen, gemeinsam Inhalte aufzunehmen und zu diskutieren. Das lebendige ›Schwarzburg-Archiv‹ auf einem der Bildschirme gibt vertiefende Einblicke in unterschiedliche Themenbereiche der Demokratie. Interessierte sollen sich hier unter anderem durch aktuelle lokale und internationale Themen klicken, mehr über die 900-jährige Geschichte von Schloss Schwarzburg erfahren sowie Beiträge von Veranstaltungen vor Ort erkunden können.
Aufgrund der Möglichkeit der starken Interaktion der Besucher*innen untereinander und der Übertragung der Idee des digitalen Gästebuchs in das 21. Jahrhundert, konnte das raumgreifende Konzept von C4 Berlin überzeugen. Das Gremium kommt zu dem Ergebnis, dass C4 Berlin mit der Realisierung beauftragt werden soll. Die Realisierung soll bis zum Beginn der Saison 2022 erfolgen.
›Denkort der Demokratie‹ auf Schloss Schwarzburg feierlich eröffnet
Nach mehr als 80 Jahren sind auf Schloss Schwarzburg erstmals wieder Innenräume des Schloss-Hauptgebäudes zu besichtigen.
Am 15. Juli wurden der Ahnensaal und der Emporensaal eröffnet. Realisieren konnte die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten das Projekt im Rahmen der IBA Thüringen. Gemeinsam mit der IBA ist ein digitales Vermittlungsprojekt für die Räume in Planung. Bereits genutzt werden kann ein Audiowalk durch Anlage und Hauptgebäude, der durch den Förderverein Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie e.V. betreut wird.
Im Rahmen der IBA Thüringen konnte in den letzten Jahren ein Teil des Schloss-Hauptgebäudes für die Nutzung ausgebaut werden, gefördert durch den Freistaat Thüringen und das Bundesprogramm ›Nationale Projekte des Städtebaus‹. Das Konzept von Architektin Christiane Hille, das bereits 2012 aus einem Wettbewerb hervorgegangen war, rückt die Ablesbarkeit von Zeitspuren in den Mittelpunkt. Der Ahnensaal, der ehemalige Hauptsaal des Schlosses, vermittelt mit seinen Ausstattungsfragmenten einen Eindruck der Raumkunst des Schlosses aus dem 18. Jahrhundert. Der Emporensaal hingegen entstand in seiner Raumkubatur erst durch die Herausnahme von Decken und Wänden bei Abrissarbeiten in den 1940er Jahren. Die Wände beider Räume tragen Spuren der Schlossgeschichte vom barocken Ausbau über schwerwiegende Eingriffe in der Zeit des Nationalsozialismus bis hin zu Einschreibungen von Besuchern der Nachkriegszeit.
Damit wird ein neues Kapitel in der Geschichte von Schloss Schwarzburg aufgeschlagen, wie Dr. Doris Fischer, Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, erläutert: „Auf den Überresten einer beinahe hoffnungslos zerstörten Substanz wagen wir ein Experiment. Wir haben einen mutigen und denkmalpflegerischen Ansatz konsequent umgesetzt. Das Ergebnis wirkt emotional, will aber auch erklärt und vermittelt sein. Gerade in dieser Hinsicht sind wir besonders dankbar für die Kooperation mit unseren Partnern, allen voran der IBA und dem seit Jahrzehnten wirkenden Förderverein.“
In den beiden Räumen sollen künftig Veranstaltungen stattfinden. Ihr Charakter als Spiegel der Geschichte bietet einen anregenden Rahmen zum Nachdenken über Demokratie und Gesellschaft. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass Schwarzburg 1919 zum Schauplatz eines herausragenden historischen Ereignisses wurde: Während im Schloss der letzte 1918 abgedankte deutsche Fürst lebte, unterzeichnete Friedrich Ebert in einem benachbarten Hotel die erste demokratische Verfassung Deutschlands.
Dr. Marta Doehler-Behzadi, Geschäftsführerin der IBA Thüringen: „Schloss Schwarzburg als ›Denkort der Demokratie‹ ist seit 2018 IBA Projekt und ein Vorhaben im Bundesprogramm der Nationalen Projekte des Städtebaus. Wir freuen uns, dass wir den Ahnen- und Emporensaal nun gemeinsam mit der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten und unserem Kooperationspartner Förderverein Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie e.V. eröffnen. Dabei begreifen wir Schloss Schwarzburg mit seiner wechselvollen Geschichte als einen Ort für den Austausch über Demokratie, Selbstverantwortung, Toleranz und Weltoffenheit unserer Gesellschaft. Die nun fertiggestellten Räume haben dafür eine sehr aussagestarke Gestaltung gefunden.“
Als Denk- und Geschichtsort ist Schloss Schwarzburg ein echtes Schwergewicht. Die Anlage hat ihre Ursprünge im Mittelalter als Stammsitz der Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt. Im Zusammenhang mit der Erhebung der Dynastie in den Reichsfürstenstand zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die frühere Burg zum repräsentativen Barockschloss mit Hauptgebäude, Schlosskirche, Kaisersaalgebäude und Zeughaus mit Schauwaffensammlung ausge- baut. In den 1940er Jahren begannen die Nationalsozialisten mit dem Umbau zu einem Reichsgästehaus. Als der Plan 1942 aufgegeben wurde, blieb die Anlage als Bauruine mit schwersten Schäden und Verlusten zurück.Das Kaisersaalgebäude wurde bereits in den 1950er bis 1970er Jahren saniert. 2009 konnte die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, seit 1994 Eigentümerin und zunächst vor allem mit den gefährdeten Stützmauern beschäftigt, mit der Sicherung und Sanierung des Zeughauses beginnen. Ab 2010 wurden auch am Hauptgebäude nutzungsneutrale Sicherungen möglich. Im Mittelpunkt standen abschnittweise das Dach und die Statik des Mauerwerks, auch der Sandsteinportikus musste aufwendig gesichert werden. Der zerstörte nördliche Gebäudeabschluss wurde wieder ergänzt und mit einem Treppenhaus versehen. Zuletzt konnte auch der zwischenzeitlich verlustgefährdete Rest des Schlossturms gesichert werden. Dank einer stählernen Brücke zum Hauptgebäude dient seine Innentreppe nun als zweiter Fluchtweg.
Die Förderung im Rahmen der IBA ermöglichte es, parallel zu den Sicherungsarbeiten ab 2018 in einen ersten Abschnitt des Ausbaus von Innenräumen einzusteigen. Im nördlichen Bereich des Schloss-Hauptgebäudes wurden Decken erneuert und Mauerwerk saniert. Der Emporensaal verdankt seinen Namen einer in diesem Zusammenhang eingezogenen Empore, die eine verlorengegangene historische Decke ersetzt und auch aus statischen Gründennotwendig war.
Fenster wurden eingebaut, Elektroleitungen und Fußböden verlegt. Den krönenden Abschluss bildete die Konservierung der geschundenen Wände und Decken. In den beiden dabei entstandenen Veranstaltungsräumen ist die wechselvolle Schlossgeschichte mit vielen Brüchen ablesbar.
Das Raumerlebnis soll künftig ergänzt werden durch ein digitales Vermittlungsmedium, ein Digitales Gästebuch. Es soll mit eigens gestalteten Modulen im Raum nutzbar sein, aber auch die Interaktion von außen ermöglichen. Ein Ideenwettbewerb hat bereits stattgefunden, die Umsetzung beginnt in den nächsten Monaten. Die IBA Thüringen stellt dafür 70.000 Euro bereit.
Dazu Ulrike Rothe, Projektleiterin der IBA Thüringen: „Aktuell entwickeln wir gemeinsam mit der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten und unserem Kooperationspartner Förderverein Schloss Schwarzburg – Denkort der Demo-kratie e.V. ein ›Digitales Gästebuch‹ im Sinne der Spuren- und Zeitenlese. Das ›Digitale Gästebuch‹ kommuniziert dabei die Geschichte des Ortes in Bezug auf die historisch markanten und gesellschaftlichen Wendepunkte sowie die internationalen Entwicklungen in Bezug auf die Demokratie. Das verwendete Medium soll vor allem zu einem lebendigen Austausch über Fragen der Demokratie im ländlichen Raum einladen. Außerdem wird es eine Auswahl von Einschreibungen durch unerlaubte Besucher an den Wänden der Schlossruine, ebenso wie fundierte Wortmeldungen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern zukünftig relevanter Veranstaltungsformate beinhalten.“
Die Kosten für das im Rahmen der IBA realisierte Projekt ›Denkort der Demokratie‹ belaufen sich auf rund 2,5 Millionen Euro. Insgesamt hat die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten bislang 7 Millionen Euro in das Schloss- Hauptgebäude investiert.
Thüringer Verdienstorden für Kristine Glatzel des Fördervereins Schloss Schwarzburg - Denkort der Demokratie e.V.
2020 erhielt Kristine Glatzel vom Förderverein Schloss Schwarzburg - Denkort der Demokratie e.V. insbesondere für ihre Verdienst zur Rettung des Denkmalsensembles Schloss Schwarzburg den Thüringer Verdienstorden:
"Kristine Glatzelerwarb sich große Verdienste um die Schlösser- und Burgenlandschaft in Mitteldeutschland und insbesondere um die Rettung von Schloss Schwarzburg. Im Jahr 1996 gehörte die Kunsthistorikerin zu den Gründungsmitgliedern des Fördervereins Schloss Schwarzburg - Denkort der Demokratie e. V., der sich mit ganzer Kraft gegen den drohenden Verfall des Denkmalensembles stemmte. Über viele Jahre führte sie den Verein als ehrenamtliche Vorsitzende und konnte ein breites, bürgerschaftliches Bündnis zu dessen Rettung schmieden sowie erhebliche Spendenmittel einwerben, die in die Sanierung des für unsere Demokratiegeschichte so wichtigen historischen Bauwerks einflossen. Mit einer großzügigen Spende gab der Verein 2007 den Anstoß zur Notsicherung des Zeughauses, das nach aufwändiger Sanierung seit Mai 2018 der Öffentlichkeit wieder zugänglich ist. Darüber hinaus wurden unter ihrem Vorsitz weitere Projekte ins Leben gerufen, die dieses Bauwerk und die an ihm erfahrbaren Brüche der deutschen Geschichte in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken. Ohne das langjährige, beharrliche und sachverständige Wirken von Kristine Glatzel als Vorsitzende des Fördervereins wäre die Rettung von Schloss Schwarzburg in letzter Minute nicht möglich gewesen."
Seit 20 Jahren wird der Thüringer Verdienstorden, die höchste Anerkennung, die Thüringen für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht, verliehen. Am 4. November 2020 ehrte Ministerpräsident Bodo Ramelow – im Beisein vieler Trägerinnen und Träger des Thüringer Verdienstordens – insgesamt elf verdiente Bürgerinnen und Bürger.
2. Saison des Audiowalks durch die Schlossbaustelle 2020
Seit 2019 kann nach Jahrzehnten zumindest ein Teil des Schlosses Schwarzburg als Schaubaustelle wieder besichtigt werden. Der Audiowalk nimmt Besucherinnen und Besucher mit auf eine Suche nach den Spuren der Geschichte dieses besonderen Ortes.
Auch 2020 konnte die Schaubaustelle auf Schloss Schwarzburg wieder mit einem geführten Audiowalk besucht werden. Coronobedingt wurden die Führungen 2020 dabei auf einen Öffnungszeitraum von nur drei Wochenenden reduziert. Dennoch kamen in dieser Zeit rund 300 Interessierte nach Schwarzburg, um dort den Fortschritt der Bauarbeiten, das historische Schlossensemble sowie einen Teil dessen Geschichte mithilfe des Audiowalks zu erkunden.
Minister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff besucht auf Sommertour 2020 IBA Projekt ›Schloss Schwarzburg‹
Am 26. August 2020 besuchte Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, Thüringer Minister für Infrastruktur und Landwirtschaft, auf seiner Sommertour auch das IBA Projekt ›Schloss Schwarzburg‹.
Die STADT.LAND.Zukunft Sommertour 2020 führte Hoff am 26. August auf dem Fahrrad quer durch das Schwarzatal. Neben dem Kloster Paulinzella und dem benachbarten Forsthaus besucht der Minister dabei vor allem IBA Projekte. „Nahversorgung, Genossenschaften, Baukultur und Demokratieförderung. Mit der Initiative „Zukunftswerkstatt Schwarzatal“ wird deutlich, was die IBA in und für den ländlichen Raum Thüringens leistet. Auf meiner Sommertour spreche ich mit aktiven Menschen vor Ort und wie wir ihre Pläne für die Region unterstützen können.“
Audiowalk auf Schloss Schwarzburg gestartet
Das Anfang der 1940er Jahre stark zerstörte Hauptgebäude von Schloss Schwarzburg wird seit einigen Jahren gesichert und instandgesetzt. Die Arbeiten sind nun soweit gediehen, dass an Wochenenden zwei Räume als Schaubaustelle besichtigt werden können, die zum IBA Projekt gehören.
Seit dem 13. Juli 2019 können sich Gruppen immer am Wochenende mittels eines etwa eineinhalbstündigen Audiowalks ein Bild dieses denkwürdigen Ortes machen. Szenische Sprach-Klang-Erzählungen nehmen die Besucher:innen auf eine spannende Zeitreise in die Vergangenheit des Schlosses mit. Der Audiowalk führt zunächst über einen Teil der Schlossanlage bis zum Hauptgebäude. Im Inneren des stark zerstörten Baus sind der ehemalige Ahnensaal und der Emporensaal begehbar. Der Audiowalk ist nur in geführten Gruppen bis zu 20 Personen möglich.
IBA Fachbeirat empfiehlt Projektstatus für ›Schloss Schwarzburg - Denkort der Demokratie‹
Der IBA Fachbeirat hat am 29. Juni 2017 empfohlen, dem Schwarzburger Schloss - Denkort der Demokratie den Status eines IBA Projekts zu verleihen.
Das ›Schwarzburg-Projekt‹ – Demokratie selber machen!
Das ›Schwarzburg-Projekt – Demokratie selber machen‹ verfolgt das Ziel, eine lebendige, offene, vielfältige und demokratische Gesellschaft im ländlichen Raum zu stärken. Dazu hat ein Netzwerk aus regionalen und überregionalen Akteuren ein gemeinsames Leitbild entwickelt sowie bereits erste Maßnahmen begonnen.
Der Bezug zu Schwarzburg ist dabei Programm. Hier unterzeichnete Reichspräsident Friedrich Ebert im Jahr 1919 die Weimarer Verfassung und bereitete damit der ersten deutschen Demokratie den Weg. So wie damals soll heute noch einmal eine Dynamik demokratischer Erneuerung von dieser Region ausgehen.
Das räumliche Zentrum des Projektes bildet das Schloss Schwarzburg als ein wichtiges Zeugnis der Demokratiegeschichte Deutschlands. Sein baulicher Zustand sowie die Suche nach einem tragfähigen und in der Region verwurzelten Nutzungskonzept fordern zu demokratischem Mitgestalten auf. Anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Unterzeichnung der Weimarer Verfassung soll das Schloss zu einem Experimentierraum werden, in dem mit den Menschen vor Ort demokratische Strukturen weiterentwickelt und neue Formen des gemeinsamen Lebens, Wirtschaftens und der Beteiligung erprobt werden. Demokratie wird dabei von den Akteuren nicht nur als das Zusammenspiel von Parteien, Parlamenten und Ministerien verstanden, sondern als Gesellschafts- und Lebensform, die von Werten wie Offenheit, Gleichheit, Solidarität, Toleranz und Freiheit getragen wird.
Ziel ist, Schwarzburg und die Region Saalfeld-Rudolstadt zu einem Synonym für die Modernisierung und die Demokratisierung des ländlichen Raums werden zu lassen – als ländliche Natur- und Kulturlandschaft, die gleichermaßen Refugium und Ort von Selbstreflexion und Selbstverwirklichung sein kann, wie auch ein Laboratorium für eine lebendige, demokratische und moderne Gesellschaft im ländlichen Raum. Darüber hinaus wird Schloss Schwarzburg mit anderen Standorten demokratischer Bildung vernetzt, insbesondere mit dem ›Haus der Weimarer Republik – Forum für Demokratie‹ in Weimar.
Andreas Feddersen und Eva Göbel, Projektleiter des Schwarzburg-Projektes. Foto: Helena Reingen
Das Projekt ist ergebnisoffen angelegt. Alle Interessierten sind eingeladen, eigene Ideen zur Ausgestaltung des Schwarzburg-Projektes beizutragen. Gemeinsam können neue Formen der Beteiligung ausprobiert und neue Wege des gesellschaftlichen Zusammenlebens beschritten werden. Demokratie heißt dabei, nicht auf das Handeln oder gar die Zuarbeit anderer zu warten, sondern die Dinge selbstbewusst in die Hand zu nehmen: Gestaltungswille statt Leistungsanspruch.
Das Projekt wird gemeinsam vom Förderverein ›Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie‹, dem Bildungszentrum Saalfeld, den Partnerschaften für Demokratie in Rudolstadt, der Zukunftswerkstatt Schwarzatal e.V., der LEADER Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt, der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten und der IBA Thüringen getragen. Die Projektleitenden Andreas Feddersen und Eva Göbel von der Weimarer Agentur musealis arbeiten im Auftrag der IBA Thüringen.
Schloss Schwarzburg für Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus empfohlen
Das Projekt ›Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie‹ der IBA Projektfamilie ›Resilientes Schwarzatal‹ wurde Anfang März 2017 für das Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus empfohlen. Der Gemeinde Schwarzburg und der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten stehen damit bis 2021 Fördermittel in Höhe von über 750.000 Euro zum Ausbau des Schlosses zu einem Denkort der Demokratie zur Verfügung.
Schloss Schwarzburg ist ein bedeutender Ort der Demokratiegeschichte Deutschlands. 1919 unterzeichnete Reichspräsident Friedrich Ebert in Schwarzburg die Weimarer Verfassung. Unter den Nationalsozialisten sollte das Schloss 1940 zum Reichsgästehaus umgebaut werden. Die brachialen Eingriffe und die kriegsbedingte Einstellung der Umbauarbeiten bilden in dieser gestalterischen Gebrochenheit ein einmaliges, sprechendes Zeugnis der Demokratiegeschichte. Anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Unterzeichnung der Weimarer Verfassung soll das Schloss zu einem zentralen Denkort der Demokratie ausgebaut werden. Ziel ist, Schwarzburg als Anlaufstelle und Austragungsort für Demokratie und demokratische Bildung im ländlichen Raum zu entwickeln. Darüber hinaus wird Schloss Schwarzburg mit anderen Standorten demokratischer Bildung vernetzt, insbesondere mit einem ›Haus der Demokratie‹ in Weimar.
›Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie‹ wurde als eines von 24 Projekten deutschlandweit für das Programm der Nationalen Projekte des Städtebaus empfohlen. Auf den Projektaufruf 2017 haben sich 90 Projekte von Städten und Gemeinden beworben. Das Programm wird jährlich vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) aufgelegt. Es fördert insbesondere Denkmalensembles mit bundesweiter Bedeutung und bauliche Kulturgüter von außergewöhnlichem Wert.
Übergabe der Urkunde als Nationales Projekt des Städtebaus durch Ministerin Barbara Hendricks am 28. Juni 2017 in Berlin. Von links: Ministerin Barbara Hendricks, Josefine van den Oever (IBA Thüringen), Silvia Wagner (Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten), Heike Printz (Bürgermeisterin Schwarzburg), Michael Baum (Förderverein Schloss Schwarzburg), Florian Pronold (Parlamentarischer Staatssekretär des BMUB). Foto: Sascha Hilgers © BMUB.
Förderverein Schloss Schwarzburg e.V. in zweiter Bewerbungsrunde mit Projekteinreichung ›Denkort der Demokratie – Schloss Schwarzburg‹ im Programm ›Neulandgewinner. Zukunft erfinden vor Ort‹.
Am 1. Juni 2016 besuchten Vertreter der Robert Bosch Stiftung den Förderverein Schloss Schwarzburg e.V. in Schwarzburg. Der Förderverein hat Anfang März diesen Jahres die Projektidee ›Denkort der Demokratie – Schloss Schwarzburg‹ im Programm ›Neulandgewinner. Zukunft erfinden vor Ort‹ bei der Robert Bosch Stiftung eingereicht.
Mit dem Programm unterstützt die Robert Bosch Stiftung engagierte Menschen in Ostdeutschland, die bereit sind, die tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen, die viele Regionen dort in den letzten Jahren erlebt haben, aktiv mit zu gestalten. Menschen die Ideen haben, wie Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit in schrumpfenden ländlichen Regionen auch in Zeiten von wirtschaftlichen Krisen und demografischen Wandel erhalten werden können. Die Stiftung will damit zur Gestaltung einer Gesellschaft beitragen, die allen Teilhabe ermöglicht und in der der Einzelne Verantwortung für sein Umfeld übernimmt.
Der Antrag wurde in die zweite Bewerbungsrunde aufgenommen. Im Anschluss der Präsentation der eingereichten Projektskizze durch die Vorsitzende des Fördervereins Christine Glatzel fand ein reger Gedankenaustausch statt. Anwesend waren auch Marko Wolfram, Landrat Landkreis Saalefeld-Rudolstadt, Prof. Dr. Helmut-Eberhard Paulus, Direktor der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten und weitere Vertreter des Partner- und Kooperationsnetzwerkes wie u.a. der Initiative ›Zukunftswerkstatt Schwarztal‹, der IBA Thüringen, dem Thüringer Landesmuseum Heidecksburg sowie der Partnerschaften für Demokratie Rudolstadt, dem Weimarer Republikverein und der Aktionsgruppe Saalfeld Rudolstadt.
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